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Entgleite nicht

Von

Wer hätte damals das gedacht!?
Von mir!? — Wie war ich davon weit!

Dann stieg ich, stiegen wir zu zweit
Und sagten glücklich vor der Nacht;
„Kehr nie zurück, bedankte Ärmlichkeit!“

Es war ein wunderschönes Hausen
In guter, kleinerbauter Heimlichkeit. —

Ganz winzige, herzförmige Fenster gibt′s. —

Im reichen Raum vergißt man leicht das Draußen. —

Entgleite nicht, du Glück der Einfachheit.

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Gedicht: Entgleite nicht von Joachim Ringelnatz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Entgleite nicht“ von Joachim Ringelnatz reflektiert über eine persönliche Entwicklung und die Wertschätzung des Einfachen im Leben. Der Autor blickt zunächst zurück auf eine Zeit, in der er sich von seinem jetzigen Zustand, vermutlich einem Zustand des Glücks und der Zufriedenheit, weit entfernt wähnte. Die ersten beiden Verse deuten auf eine Transformation, ein neues Selbstverständnis, das er damals noch nicht erahnte. Der Ausruf „Wer hätte damals das gedacht!? Von mir!?“ drückt Überraschung und eine gewisse Ehrfurcht vor der eigenen Entwicklung aus.

Die folgenden Zeilen beschreiben einen Zustand der Zweisamkeit und des Glücks, die von der „Ärmlichkeit“ Abschied nehmen. Das gemeinsame Aufsteigen und das Verabschieden von alten, vermeintlich negativen Zuständen, deuten auf eine gemeinsame Reise hin zu einem neuen Lebensgefühl. Das „wunderschöne Hausen“ und die „gute, klein erbaute Heimlichkeit“ beschreiben eine intime, geschützte Welt, in der das Paar Geborgenheit findet. Die „herzförmigen Fenster“ symbolisieren Liebe und die besondere Bedeutung dieses Ortes für die beiden.

Der letzte Teil des Gedichts führt eine Warnung ein. Der Autor erinnert sich an die Gefahr, im Reichtum des neuen Zustands das Wesentliche, das Draußen, zu vergessen. Die „Einfachheit“ wird hier als das eigentliche Glück hervorgehoben, das es zu bewahren gilt. Die Zeile „Entgleite nicht, du Glück der Einfachheit“ ist ein Appell, sich nicht von den äußeren Umständen, den vermeintlichen Reichtümern oder der größeren Welt ablenken zu lassen, sondern das Wertvolle der eigenen, einfachen und intimen Lebensweise zu erhalten.

Ringelnatz‘ Gedicht ist somit eine Liebeserklärung an die Einfachheit, die Geborgenheit und die Wertschätzung des gegenwärtigen Glücks. Es warnt vor der Gefahr, sich von materiellen oder äußeren Einflüssen blenden zu lassen und dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Der Dichter erinnert sich an seinen persönlichen Weg und die Bedeutung der Gemeinschaft, die ihn zu seinem jetzigen Zustand geführt hat und möchte diesen kostbaren Zustand bewahren.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.