Und nachts in tiefer Dunkelheit
Und nachts in tiefer Dunkelheit,
da fallen Bilder von den Wänden,
Und jemand lacht so frech und breit,
Man greift nach mir mit langen Händen.
Und eine Frau mit grünem Haar,
Die sieht mich traurig an
Und sagt, dass sie einst Mutter war,
Ihr Leid nicht tragen kann.
(Ich presse Dornen in mein Herz
Und halte ruhig still,
Und leiden will ich jeden Schmerz,
Weil man es von mir will.)
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Und nachts in tiefer Dunkelheit“ von Emmy Hennings beschreibt eine traumhafte, verstörende Vision, die von innerer Qual und der Konfrontation mit schmerzhaften Erinnerungen geprägt ist. In der ersten Strophe wird die Nacht als ein düsterer Raum dargestellt, in dem „Bilder von den Wänden fallen“. Dies könnte symbolisch für das Zerbrechen von Erinnerungen oder Idealen stehen. Das Bild von jemandem, der „so frech und breit lacht“ und nach der Erzählerin „mit langen Händen greift“, verstärkt die Bedrohlichkeit der Szenerie und könnte auf eine unheimliche, fast übermächtige Präsenz hindeuten, die die Erzählerin zu erdrücken droht.
In der zweiten Strophe tritt eine mysteriöse Frau mit „grünem Haar“ in Erscheinung. Sie sieht die Erzählerin mit „traurigem Blick“ an und offenbart, dass sie einst „Mutter war“. Diese Frau könnte ein Symbol für verlorene Möglichkeiten oder eine vergangene Lebenserfahrung sein, die von Leid geprägt ist. Ihre Aussage, dass sie ihr „Leid nicht tragen kann“, verweist auf eine tiefe emotionale Zerrissenheit, die sich möglicherweise auf eine Mutterrolle oder ein tragisches Schicksal bezieht, das die Erzählerin selbst erleben muss oder bereits erlebt hat.
Die dritte Strophe vertieft die Szene, in der die Erzählerin „Dornen in ihr Herz presst“ und „ruhig still“ bleibt. Das Bild der Dornen als Symbol für Schmerzen und Leiden steht in starkem Kontrast zur Ruhe, die sie ausstrahlt, obwohl sie innerlich zu zerbrechen scheint. Es scheint, als ob sie sich selbst dazu verpflichtet, den Schmerz zu ertragen – eine Art Opferhaltung, die sie für notwendig hält, weil „man es von ihr will“. Dieser Satz könnte eine äußere Erwartung oder einen gesellschaftlichen Druck widerspiegeln, der die Erzählerin dazu zwingt, ihren eigenen Schmerz zu unterdrücken und hinzunehmen.
Das Gedicht stellt somit eine Auseinandersetzung mit innerem Leid, gesellschaftlichen Anforderungen und der schwierigen Konfrontation mit den eigenen Traumata dar. Die Dunkelheit der Nacht und die surrealen Bilder unterstreichen den psychischen Zustand der Erzählerin und ihre Gefangenheit in einem Kreis von Schmerz und Erwartungen, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Es ist ein starkes, ausdrucksvolles Gedicht, das die Themen Schmerz, Opfer und die zerrissene Identität behandelt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.