Einziges Geschiedensein
Schlummernd im schwellenden Grün
Liegst du, wo Lüfte dich fächeln!
Mädchen, was spiegelt dies Lächeln,
Spiegelt dies zarte Erglühn?
Ach, wie beschleicht es mit Schmerz
Kalt mir den innersten Frieden!
Gänzlich, wie nie noch, geschieden
Fühlt sich von deinem mein Herz.
Was, wie ein göttlicher Hauch,
Jetzt dich durchzittert, das Leben,
Eh′ du erwachst, wird′s entschweben,
Nimmer erfreut es mich auch.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Einziges Geschiedensein“ von Friedrich Hebbel drückt die tiefe Trauer und Entfremdung eines Beobachters aus, der die Schönheit und das Leben einer schlafenden Frau wahrnimmt, sich aber von ihr getrennt fühlt. Das Gedicht ist in zwei Strophen unterteilt, wobei jede Strophe die Emotionen des Sprechers auf unterschiedliche Weise darstellt.
Die erste Strophe beschreibt die Idylle der Szene: Die Frau liegt schlummernd in der Natur, umgeben von grüner Vegetation und erfrischenden Lüften. Der Sprecher bemerkt ihr Lächeln und das zarte Glühen, das sie ausstrahlt. Doch anstatt Freude oder Bewunderung zu empfinden, wird sein Herz von Schmerz ergriffen. Die Frage „Mädchen, was spiegelt dies Lächeln, / Spiegelt dies zarte Erglühn?“ offenbart eine Distanz, eine Unfähigkeit, an der Schönheit teilzuhaben. Der Sprecher scheint die Schönheit wahrzunehmen, aber nicht in der Lage zu sein, sie zu genießen oder sich ihr zu nähern.
Die zweite Strophe vertieft die Gefühlswelt des Sprechers. Die Erkenntnis der Trennung wird verstärkt. Die Worte „Gänzlich, wie nie noch, geschieden / Fühlt sich von deinem mein Herz“ verdeutlichen das Ausmaß der Entfremdung. Der Sprecher fühlt sich von der Frau getrennt, obwohl sie sich in seiner unmittelbaren Nähe befindet. Die verbleibenden Verse drücken die Vergänglichkeit des Lebens und die Tatsache aus, dass die Freuden und das Leben, die sie im Schlaf erfahren mag, dem Sprecher verwehrt bleiben. Die Schönheit, die sie im Moment erlebt, wird ihm nicht zugute kommen, was seine Trauer noch verstärkt.
Das Gedicht ist ein Ausdruck der Einsamkeit und der Unfähigkeit, die Schönheit des Lebens mit anderen zu teilen oder darin einzutauchen. Es spricht von der menschlichen Erfahrung, sich trotz Nähe und Beobachtung von anderen getrennt zu fühlen. Die schlafende Frau symbolisiert das Leben selbst, mit all seinen Freuden und Schönheiten, die der Sprecher nur aus der Ferne betrachten kann. Die letzte Zeile betont die Tragik des Gedichts, indem sie die Hoffnungslosigkeit des Sprechers und sein Gefühl der Entfremdung noch verstärkt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.