Dein süsses Bild, O Bäschen,
schwebt stets um meinen Blick
allein in trüben Zähren
daß due – es selbst nicht bist.
Ich sehe es wenn der abend
mir dämmert, wen der Mond
mir glänzt, seh ichs und – weine
daß du – es selbst nicht bist.
Bey Jenen Tahles Blumen
die ich ihr lesen will,
bey Jenen Myrtenzweigen
die ich ihr flechten will
beschwör ich dich Erscheinung
auf, und verwandle dich
Verwandle dich, Erscheinung S: V:
und werd – O Bäschen selbst P: T:
finis coronat opus, Edler v: Sauschwanz.
Eine zärtliche Ode!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Eine zärtliche Ode!“ von Wolfgang Amadeus Mozart ist eine kurze, aber intensive Liebesklage, die von der Sehnsucht nach der geliebten Person, hier als „Bäschen“ angesprochen, geprägt ist. Das Gedicht fängt den Zustand der Abwesenheit und die daraus resultierende Melancholie ein, wobei das lyrische Ich in der bloßen Vorstellung der Geliebten keinen Trost findet. Der Schmerz rührt daher, dass das ideale Bild, das im Geiste existiert, niemals die Realität ersetzen kann.
Das zentrale Motiv ist das „süsse Bild“, das ständig vor dem inneren Auge des Sprechers schwebt. Dieses Bild ist jedoch ambivalent: Einerseits bietet es eine gewisse Nähe zur geliebten Person, andererseits verstärkt es den Schmerz der Abwesenheit, da es lediglich eine Projektion ist und nicht die tatsächliche Person. Die wiederholte Wendung „daß due – es selbst nicht bist“ unterstreicht diese Diskrepanz und den daraus resultierenden Kummer. Die Umgebung, ob Abenddämmerung oder Mondschein, dient lediglich als Kulisse für die innere Qual des lyrischen Ichs.
Die Natur, repräsentiert durch „Tahles Blumen“ und „Myrtenzweige“, wird als Medium für die Liebeswerbung eingesetzt. Das lyrische Ich plant, die Blumen zu lesen und Myrtenzweige zu flechten, um sie dem „Bäschen“ zu widmen. Doch selbst diese liebevollen Gesten sind von der Abwesenheit der Geliebten überschattet. Daher der Wunsch, die Erscheinung – das innere Bild – möge sich in die Realität, in das „Bäschen selbst“, verwandeln.
Das Gedicht schließt mit der lateinischen Wendung „finis coronat opus“ (das Ende krönt das Werk) und der humorvollen Signatur „Edler v: Sauschwanz,“ was eine gewisse Verspieltheit andeutet, die Mozarts Persönlichkeit widerspiegelt. Diese Kombination von tiefer Sehnsucht und humorvollem Ausklang verleiht dem Gedicht eine besondere Note. Die Sehnsucht nach der physischen Präsenz des Geliebten, kombiniert mit dem spielerischen Ende, könnte darauf hindeuten, dass Mozart die Liebe sowohl als schmerzhafte Abwesenheit als auch als hoffnungsvolle Erwartung empfand.
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Lizenz und Verwendung
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