Eine Hühnergeschichte
Auf dem Hofe kräht der Hahn,
Ein rot=schwarz=gelb und grüner:
Kuchen, Kuchen, Kuchen auf dem Tisch,
Fix, kommt fix, ihr Hühner!
Seht die Hennen,
Wie sie rennen,
Aus Verstecken,
Über Zäune, über Hecken,
Gackern, beißen sich und schrein,
Jede will die Erste sein!
Wie sie fliegen, wie sie flattern,
Um ein Plätzchen zu ergattern!
Oben auf des Tisches Mitte
steht Herr Hahn;
Bitte, meine Damen, bitte,
fangt nur an!
Pick und schluck,
Nicht genug,
Immer mehr,
Kuchen her!
Unser Kropf,
Ist ein Topf,
Wird nicht voll,
Wird nicht leer,
Darum mehr
Kuchen her,
Bis der Teller leckeleer!
Drüben aus des Gärtners Haus
Guckt der kleine Fritz und lacht:
Ei, wie sah das lustig aus,
Das haben die Hühner klug gemacht!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Eine Hühnergeschichte“ von Paula Dehmel ist eine humorvolle und lebendige Beobachtung des Treibens auf einem Bauernhof, aus der Perspektive der Hühner. Es beginnt mit der Ankündigung des Hahns, der die Hühner mit einem „Kuchen“ auf dem Tisch lockt. Dies setzt sofort eine Szene voller Aufregung und Konkurrenz in Gang, die durch die sich überstürzenden Hühner, die über Zäune und Hecken rennen, verdeutlicht wird. Die lebendige Sprache, gepaart mit den lautmalerischen Elementen wie „Gackern“ und „Schrein“, erzeugt ein dynamisches und fast chaotisches Bild.
Der zweite Teil des Gedichts fokussiert sich auf das Fressen der Hühner. Der Hahn, der anscheinend eine leitende Rolle einnimmt, steht auf dem Tisch und gibt die Erlaubnis zum Essen. Die Zeilen „Pick und schluck, / Nicht genug, / Immer mehr, / Kuchen her!“ beschreiben das gierige Verhalten der Hühner, die sich am Kuchen laben. Die Zeilen „Unser Kropf, / Ist ein Topf, / Wird nicht voll, / Wird nicht leer,“ unterstreichen die Unersättlichkeit der Tiere, die unaufhörlich weiteressen wollen. Diese Übertreibung verstärkt den humorvollen Charakter des Gedichts und zeigt die animalischen Triebe auf.
Das Gedicht endet mit der Perspektive des kleinen Fritz, der das Spektakel aus dem Garten beobachtet. Er lacht über das geschäftige Treiben und findet die Hühner „klug“. Dieser Schluss fügt der Geschichte eine zusätzliche Ebene hinzu, indem er eine menschliche Perspektive einbringt und die Hühner in einem positiven Licht darstellt. Fritz‘ Reaktion deutet darauf hin, dass er die Hühner nicht als dumm oder gierig betrachtet, sondern ihre Freude am Essen als etwas Lustiges und Unterhaltsames wahrnimmt.
Insgesamt ist „Eine Hühnergeschichte“ ein leichtes und unterhaltsames Gedicht, das die Natur des Bauernhofs und das Verhalten der Tiere mit einem Augenzwinkern darstellt. Dehmel verwendet eine einfache, kindgerechte Sprache und lebendige Bilder, um eine Szene zu beschreiben, die sowohl komisch als auch einprägsam ist. Die Betonung auf der Gier und dem Wettkampf der Hühner wird durch die abschließende Beobachtung von Fritz gemildert, was dem Gedicht eine zusätzliche Ebene der Wärme und des Humors verleiht.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.