Ein Epilog
Ich hab es mir zum Trost ersonnen
In dieser Zeit der schweren Not,
In dieser Blütezeit der Schufte,
In dieser Zeit von Salz und Brot.
Ich zage nicht, es muß sich wenden,
Und heiter wird die Welt erstehn,
Es kann der echte Keim des Lebens
Nicht ohne Frucht verlorengehn.
Der Klang von Frühlingsungewittern,
Von dem wir schauernd sind erwacht,
Von dem noch alle Wipfel rauschen,
Er kommt noch einmal, über Nacht!
Und durch den ganzen Himmel rollen
Wird dieser letzte Donnerschlag;
Dann wird es wirklich Frühling werden
Und hoher, heller, goldner Tag.
Heil allen Menschen, die es hören!
Und Heil dem Dichter, der dann lebt
Und aus dem offnen Schacht des Lebens
Den Edelstein der Dichtung hebt!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ein Epilog“ von Theodor Storm ist eine hoffnungsvolle Botschaft, die in einer Zeit der „schweren Not“ und des „Salz und Brot“ Trost und Zuversicht spendet. Es ist eine Aussage des Glaubens an eine kommende bessere Zukunft, in der das Gute und Echte triumphieren wird. Das Gedicht spiegelt die Sehnsucht nach Erneuerung und Neubeginn wider und bietet einen Ausblick auf eine Welt, die sich wandeln wird, um „heiter“ zu erstehen.
Die Struktur des Gedichts ist klar und aufbauend. Die ersten beiden Strophen malen ein Bild der Gegenwart, das durch negative Attribute wie „schwere Not“ und „Blütezeit der Schufte“ geprägt ist, doch wird sofort die Zuversicht geweckt, dass sich diese Umstände ändern werden. Der „echte Keim des Lebens“ kann nicht ohne Frucht verloren gehen, was eine tiefe Überzeugung vom Sieg des Guten in sich trägt. Die folgenden Strophen beschreiben den Wandel, der durch den „Klang von Frühlingsungewittern“ eingeleitet wird. Die Natur, repräsentiert durch die „Wipfel“, wird aktiv und kündigt einen umfassenden Wandel an, der in einem „letzten Donnerschlag“ kulminiert.
Die sprachliche Gestaltung des Gedichts ist durch einen optimistischen Ton geprägt, der von der Vorstellung einer Wiedergeburt begleitet wird. Die Metapher des „Frühlingsungewitters“ steht für die Reinigung und Erneuerung, die notwendig ist, damit eine neue, bessere Zeit entstehen kann. Die Natur wird hier als aktiver Akteur eingesetzt, der den Wandel ankündigt und vorantreibt. Die Bildsprache ist kraftvoll und erzeugt ein starkes Gefühl von Hoffnung und Erwartung, indem sie Naturphänomene wie Gewitter und Tageslicht verwendet, um den Neubeginn zu symbolisieren.
Die letzte Strophe ist ein Aufruf zur Freude und zum Glück. Sie preist diejenigen, die den Wandel erleben werden, und insbesondere den Dichter, der in dieser neuen Zeit leben und die Schönheit der Dichtung aus den Tiefen des Lebens heben wird. Der „Edelstein der Dichtung“ steht hier für die erhabenen und wertvollen Erkenntnisse und Gefühle, die durch die Kunst ausgedrückt werden können. Das Gedicht endet mit einer optimistischen Note, die die Bedeutung der Kunst als Ausdruck des Lebens hervorhebt und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft betont.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.