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Du meine Seele, singe

Von

Du meine Seele, singe,
wohlauf und singe schön
dem, welchen alle Dinge
zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben
hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben,
solang ich leben werd.

Wohl dem, der einzig schauet
nach Jakobs Gott und Heil!
Wer dem sich anvertrauet,
der hat das beste Teil,
das hächste Gut erlesen,
den schönsten Schatz geliebt;
sein Herz und ganzes Wesen
bleibt ewig unbetrübt.

Hier sind die starken Kräfte,

die unerschöpfte Macht;
das weisen die Geschäfte,
die seine Hand gemacht:
der Himmel und die Erde
mit ihrem ganzen Heer,
der Fisch unzählge Herde
im großen wilden Meer.

Hier sind die treuen Sinnen,
die niemand unrecht tun,
all denen Gutes gönnen,
die in der Treu beruhn.
Gott hält sein Wort mit Freuden,
und was er spricht, geschicht,
und wer Gewalt muß leiden,
den schützt er im Gericht.

Er weiß viel tausend Weisen,
zu retten aus dem Tod,
ernährt und gibet Speisen
zur Zeit der Hungersnot,
macht schöne rote Wangen
oft bei geringem Mahl,
und die da sind gefangen,
die reißt er aus der Qual.

Er ist das Licht der Blinden,
erleuchtet ihr Gesicht,
und die sich schwach befinden,
die stellt er aufgericht.
Er liebet alle Frommen,
und die ihm günstig seind,
die finden, wenn sie kommen,
an ihm den besten Freund.

Ach ich bin viel zu wenig,
zu rühmen seinen Ruhm;
der Herr allein ist König,
ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre
gen Zion in sein Zelt,
ists billig, daß ich mehre
sein Lob vor aller Welt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Du meine Seele, singe von Paul Gerhardt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Du meine Seele, singe“ von Paul Gerhardt ist eine hymnische Lobpreisung Gottes, die von tiefer Dankbarkeit und Vertrautheit geprägt ist. Es ist ein Aufruf an die Seele, Gott zu preisen und seine Güte und Macht in allen Dingen zu erkennen. Der Dichter betont die Allmacht Gottes, seine Fürsorge für die Gläubigen und seine Fähigkeit, Trost und Hilfe in jeder Lebenslage zu spenden.

Das Gedicht strukturiert sich in mehrere Strophen, die unterschiedliche Aspekte der Gottesverehrung beleuchten. Es beginnt mit einem direkten Aufruf an die eigene Seele, Gott zu preisen, und etabliert somit den Ton der Dankbarkeit und des Lobes. Die folgenden Strophen beschreiben die Attribute Gottes: seine Allmacht, seine Schöpferkraft, seine Treue und seine Liebe zu den Menschen. Die Natur wird als Zeugnis seiner Macht und Herrlichkeit angeführt, und die Fürsorge Gottes für die Notleidenden wird hervorgehoben.

Gerhardt verwendet eine einfache, klare und ansprechende Sprache, die von tiefer Frömmigkeit getragen wird. Die regelmäßige Reimform und der gleichmäßige Rhythmus verstärken den hymnischen Charakter des Gedichts und erleichtern das Mitsingen und Verinnerlichen der Botschaft. Die Verwendung von Bildern wie „Licht der Blinden“, „Speisen zur Zeit der Hungersnot“ und „aus der Qual reißen“ veranschaulicht die umfassende Fürsorge Gottes und macht die Botschaft für den Leser zugänglich.

In der letzten Strophe drückt der Dichter seine eigene Unzulänglichkeit aus, Gottes Ruhm in vollem Umfang zu erfassen. Er vergleicht sich mit einer „welken Blum“, die angesichts der Größe Gottes klein und unbedeutend erscheint. Trotzdem bekräftigt er seine Zugehörigkeit zu Gott, sein Bekenntnis zum Glauben und seinen Wunsch, Gottes Lob in die Welt zu tragen. Das Gedicht schließt mit einem Bekenntnis zur Freude am Glauben und dem Wunsch, Gott weiterhin zu preisen und zu ehren.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.