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Die Zeichen

Von

O Mädchen, durch all dein Lachen und Singen
Vernehm′ ich ein leises Seufzen oft;
Hoch klopft dir das Herz, als wollt′ es zerspringen,
Von dem, was es fürchtet und träumt und hofft.

Wie Wolken über die blühenden Matten,
Wie über wogende Saaten der Wind,
So ziehen rastlos Gedankenschatten
Ueber dein lächelndes Antlitz, Kind!

Die Lippen im wachenden Traume bewegst du,
Es ist, als pflögst du mit Geistern Gespräch;
Dann plötzlich die Augen zu Boden schlägst du,
Und hocherrötend eilst du hinweg.

Wohl hab′ ich die Zeichen erkannt; verhehle,
Thörichtes Mädchen, es länger nicht!
Dir flackert im Hauche der Liebe die Seele,
Wie im Odem der Nacht ein Licht.

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Gedicht: Die Zeichen von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Zeichen“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine zarte, fast schon vorsichtig beobachtende Reflexion über die beginnende Liebe eines jungen Mädchens. Der Dichter nimmt die feinen, kaum wahrnehmbaren Anzeichen dieser Liebe wahr, die sich in ihrem Verhalten, ihren Emotionen und sogar in ihrem Ausdruck manifestieren. Er ist der aufmerksame Betrachter, der die kleinen Details des Mädchens erfasst, ohne sie direkt anzusprechen oder gar zu verurteilen.

Die zentralen Metaphern des Gedichts sind Naturbeobachtungen, die die innere Welt des Mädchens widerspiegeln. Die „Gedankenschatten“, die über ihr „lächelndes Antlitz“ ziehen, erinnern an Wolken über blühenden Wiesen oder Wind über Feldern. Diese Vergleiche suggerieren eine gewisse Unruhe, ein leichtes Bangen, das unter der Oberfläche ihrer Fröhlichkeit verborgen liegt. Auch die Bewegungen der Lippen im Schlaf, die Augen, die sich plötzlich senken, und die Röte, die in ihr Gesicht steigt, sind subtile Hinweise auf die aufkeimenden Gefühle.

Der Dichter scheint zwischen Bewunderung und Verständnis zu schwanken. Er erkennt die „Zeichen“ der Liebe und fordert das Mädchen am Ende auf, diese nicht länger zu verbergen. Die Metapher des „Lichts im Odem der Nacht“ verstärkt das Bild der zerbrechlichen, fast heimlichen Liebe, die sich im Verborgenen entfaltet. Diese Zeile deutet an, dass die Liebe, wie ein Licht in der Dunkelheit, eine subtile und doch kraftvolle Kraft ist, die ihre Existenz im Verborgenen offenbart.

Die Sprache des Gedichts ist sanft und zurückhaltend, was die empfindsame Natur des Themas unterstreicht. Der Dichter drängt das Mädchen nicht, sondern beobachtet und deutet die subtilen Veränderungen, die in ihr vor sich gehen. Das Gedicht ist ein Zeugnis der menschlichen Fähigkeit, die feinen Nuancen der Emotionen wahrzunehmen und zu verstehen, und es feiert die erste Liebe mit einem Hauch von Melancholie und Verständnis.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.