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Die unendliche Woge

Von

Wie des Meeres Wellen
Auf und nieder wellen:
Also wogt unendlich mein Verlangen,
Dich zu fangen, zu umfangen.
Wie entflieh ich meinem Wahne?
Neige ich mich aus dem Kahne:
Immer seh den einzigen Gedanken
Ich im Meere auf und nieder schwanken.

(Aus: Chinesische Nachdichtungen)

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Gedicht: Die unendliche Woge von Klabund

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die unendliche Woge“ von Klabund zeichnet sich durch eine einfache, aber eindringliche Bildsprache aus, um die ungestillte Sehnsucht des lyrischen Ichs darzustellen. Der Titel deutet bereits das zentrale Motiv an: die Unendlichkeit der Wogen, die hier als Metapher für die niemals enden wollenden Gefühle des Sprechers fungieren. Die Verwendung des Wortes „Woge“ im Titel und im Gedicht selbst setzt das Meer als zentrale Metapher für die tiefe, beständige und unaufhaltsame Sehnsucht ein.

Das Gedicht ist in zwei Strophen unterteilt, wobei die erste Strophe die Bewegung des Verlangens imitiert. Die Wiederholung des Wortes „wellen“ in den ersten beiden Zeilen verstärkt den Rhythmus und die Bewegung des Meeres, wodurch ein Gefühl von Unendlichkeit und Wiederholung entsteht. Die Anspielung auf „dich zu fangen, zu umfangen“ unterstreicht die konkrete Richtung des Verlangens, welches auf eine bestimmte Person oder ein Ideal gerichtet ist. Die Einfachheit der Worte und die Wiederholung der Wörter erzeugen eine hypnotische Wirkung, die die Fixiertheit des lyrischen Ichs auf sein Objekt der Begierde widerspiegelt.

Die zweite Strophe wirft Fragen nach dem Ausweg auf, indem das lyrische Ich seine Verzweiflung über die Unmöglichkeit, seine Gefühle zu kontrollieren, ausdrückt. Die Frage „Wie entflieh ich meinem Wahne?“ offenbart die Erkenntnis des Sprechers, dass er sich in einem Zustand des Wahns befindet, der durch die unkontrollierbare Sehnsucht verursacht wird. Das „Neigen“ des Ichs „aus dem Kahne“ deutet auf eine mögliche Selbstaufgabe oder einen gefährlichen Akt der Hingabe hin, der durch die Faszination des Meeres, in dem der einzige Gedanke schwankt, verstärkt wird. Der Kahne könnte hier als Metapher für die Realität oder das rationale Selbst des Sprechers gedeutet werden, das durch die Wogen der Sehnsucht bedroht wird.

Insgesamt fängt Klabund in diesem Gedicht auf eindrucksvolle Weise die emotionale Unruhe und die unstillbare Sehnsucht ein, die durch unerwiderte Liebe oder unerfüllte Wünsche ausgelöst werden können. Die Verwendung der Meeresmetapher erzeugt ein Gefühl von Weite und Unendlichkeit, das die Tiefe und die anhaltende Natur des Verlangens unterstreicht. Das Gedicht endet mit einem Bild der Fixiertheit, in dem der „einzige Gedanke“ im Meer auf und nieder schwankt, was darauf hindeutet, dass das lyrische Ich in seinem Verlangen gefangen ist und keine Erlösung finden kann.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.