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Die Schatzgräberin

Von

Mütterchen, sag, was suchst du im Schutt dort? Siebenzig Jahre
Hat dich der Himmel getäuscht, und doch noch glaubst du an Glück?

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Gedicht: Die Schatzgräberin von Heinrich von Kleist

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Schatzgräberin“ von Heinrich von Kleist ist ein kurzer, aber tiefgründiger Einblick in die menschliche Erfahrung von Hoffnung, Enttäuschung und dem unaufhaltsamen Festhalten an Träumen, selbst angesichts der Unbarmherzigkeit des Alters und der Realität. Das Gedicht beginnt mit einer direkten Frage, die den Leser sofort in die Szene zieht: Ein Kind fragt eine alte Frau, die im Schutt nach etwas sucht. Der Fokus liegt auf der Widersprüchlichkeit dieser Szene – die alte Frau, die offenbar vergeblich sucht, wird von der jungen Generation angesprochen, die sich über ihr fortgesetztes Streben wundert.

Die zweite Zeile des Gedichts verstärkt die Tragik, indem sie die Zeitspanne von „siebenzig Jahre“ hervorhebt, in denen die Frau bereits von „Himmel getäuscht“ wurde. Dieser Ausdruck deutet auf eine Reihe von Enttäuschungen und unerfüllten Hoffnungen hin, vielleicht durch widrige Umstände oder das Scheitern ihrer Träume. Trotz dieser Erfahrungen, die jeden Grund zur Verzweiflung bieten würden, hält die alte Frau an ihrem Glauben an das „Glück“ fest. Dies ist ein kraftvolles Bild des menschlichen Geistes, der sich weigert, die Hoffnung aufzugeben, selbst wenn alle Anzeichen auf ein aussichtsloses Unterfangen hindeuten.

Die Kürze des Gedichts unterstreicht seine emotionale Wirkung. Durch die prägnante Sprache und die einfache Struktur wird das zentrale Thema, die unerschütterliche Hoffnung trotz aller Widrigkeiten, direkt und eindringlich vermittelt. Der Titel „Die Schatzgräberin“ deutet darauf hin, dass die Frau nach einem verborgenen „Schatz“ sucht, der sowohl materieller als auch immaterieller Natur sein kann. Vielleicht sucht sie nach Glück, Liebe, Erfüllung oder einem Sinn im Leben. Die Frage des Kindes ist nicht nur eine einfache Frage, sondern spiegelt auch das Staunen und die Ungläubigkeit der jüngeren Generation wider, die mit den Erfahrungen des Lebens noch nicht so vertraut ist.

Letztendlich ist „Die Schatzgräberin“ eine Meditation über die menschliche Natur. Es wirft Fragen nach der Natur von Hoffnung, Glauben und dem Streben nach Glück auf. Es erinnert daran, dass das Festhalten an Träumen, auch angesichts der Realität und des fortgeschrittenen Alters, eine bemerkenswerte menschliche Eigenschaft ist. Das Gedicht wirft die Frage auf, ob diese unerschütterliche Hoffnung eine Tugend oder ein Zeichen von Verblendung ist. Die offene Form und die fehlende Antwort lassen den Leser mit diesen Fragen zurück, was die emotionale Tiefe und die anhaltende Relevanz des Gedichts ausmacht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.