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Die Rosen im Garten

Von

Die Rosen im Garten blühn zum zweiten Mal. Täglich schießen sie in dicken Bündeln
In die Sonne. Aber die schwelgerische Zartheit ist dahin,
Mit der ihr erstes Blühen sich im Hof des weiß und roten Sternenfeuers wiegte.
Sie springen gieriger, wie aus aufgerissenen Adern strömend,
Über das heftig aufgeschwellte Fleisch der Blätter.
Ihr wildes Blühen ist wie Todesröcheln,
Das der vergehende Sommer in das ungewisse Licht des Herbstes trägt.

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Gedicht: Die Rosen im Garten von Ernst Stadler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Rosen im Garten“ von Ernst Stadler beschreibt auf eindringliche Weise den Zyklus von Blüte und Vergehen in einem Garten, wobei der Fokus auf den Rosen liegt, die ein zweites Mal blühen. Die Eröffnung mit dem Satz „Die Rosen im Garten blühn zum zweiten Mal“ setzt einen direkten Bezug zur Jahreszeit und zum Verlauf des Lebenszyklus. Es wird sofort eine Veränderung angedeutet, denn die zweite Blüte wird im Vergleich zur ersten als anders, weniger zart wahrgenommen.

Im weiteren Verlauf entfaltet sich ein Kontrast zwischen der ursprünglichen Schönheit und der erzwungenen, fast gewaltsamen zweiten Blüte. Die Metapher „schwelgerische Zartheit ist dahin“ deutet auf den Verlust der ursprünglichen Pracht hin, die mit dem ersten Blühen einherging. Die Rosen erscheinen nun „gieriger“ und „strömend“, was eine Intensität und Unbarmherzigkeit vermittelt. Die Beschreibung „wie aus aufgerissenen Adern strömend“ ist ein sehr starkes Bild, das die Gewalt und den Verlust der Vitalität, die mit dem Vergehen verbunden sind, verdeutlicht.

Das Gedicht geht weiter, indem es das zweite Blühen als „Todesröcheln“ bezeichnet. Diese drastische Metapher verschmilzt die Schönheit der Rosen mit dem Bild des Sterbens und der Vergänglichkeit. Der „vergehende Sommer“ wird als Träger dieses Todesröchelns dargestellt, was die Übergänge zwischen den Jahreszeiten und die Natur des Lebens und Sterbens unterstreicht. Der „ungewisse Licht des Herbstes“ verstärkt das Gefühl der Ungewissheit und des nahenden Endes.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Gedicht um eine Meditation über die Natur und die Vergänglichkeit. Stadler verwendet eine bildhafte Sprache und starke Metaphern, um die fließenden Übergänge des Lebens darzustellen. Der Kontrast zwischen den beiden Blütezeiten der Rosen symbolisiert den Verlust der Unschuld und die unvermeidliche Erfahrung des Alterns. Das Gedicht ist eine Reflexion über die Schönheit, die im Sterben liegt, und die ewige Wiederholung der Natur, die gleichzeitig das Leben und den Tod umfasst.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.