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Die Rache

Von

Aus des Aethers strahlender tiefer Wölbung
Stürzen Welten entbrannt zur glüh′nden Trümmer,
Prasselnd zucken Flammen umher, laut donnert′s
Tief durch den Bergwald!

Der Komet hängt glühend am düstern Himmel,
Land und Meer beschattet sein trüber Schimmer,
Und sein blasses flammenbeschweiftes Antlitz
Droht durch die Nächte!

Grause Fehde wohnet, Gewalt und Zwietracht,
Leid und Knechtschaft wohnen auf blut′ger Erde,
Zum Olymp entflohen längst Fried′ und Treue,
Hoffnung und Liebe!

Ferne wohnt in nördlichen Poles Schimmer,
Schuldlos wohnt ein Volk, das geliebt den Göttern;
Lieb der Menschheit selt′ner geword′nen bessern,
Edlen Geschlechtern;

Reine Treue du, die der Erd′ entflohest,
Wahrheit, Bürgin heiliger Friedenspalmen,
Und du stille Menschlichkeit mit der sanften
Thrän′ an der Wimper –

Blutbedeckten Thronen entschwebend eiltet
Ihr, der Welteroberer Sitz verlassend;
Sanft vom hohen Sternengewölbe senkte
Stille der Flug sich:

Wo in blauer Baltischer Fluthen Tanze
Froh die grünen friedlichen Inseln winkten,
Und im heitern heiligen Buchenschatten
Unschuld euch winkte!

Golden wallet Ceres im Schmuck der Ähren,
Fette Heerden weiden auf Blumentriften,
Und von reinen Lippen erschallt der frohe
Dank zu den Göttern!

Trautes Eiland! brausend um dich erhoben
Sich die wilden Fluthen des Weh′s und stürzten
Zornentbrannt mit lange verhalt′nem Grimme
Über uns nieder!

Schutzverwandte waren wir lang′ und Brüder;
Einem Stamm entsprossen mit Englands Söhnen,
Vom Thyrannenjoche befreiten wir einst
Albions Nacken!

Fluch den Räubern, den Meertyrannen Wehe!
Die des Friedens heiligen Bund verhöhnten!
Stürz′, o Sund, die donnernden wilden Fluthen
Auf die Verbrecher!

Amm′ und Mutter Ostsee, von dir geliebet
Waren stets die grünenden holden Inseln:
Die mit Todesnetzen uns jetzt umfingen,
Gürte mit Schrecken!

Hin in Fesseln ewiger Knechtschaft führen
Sie des Bergwalds herrliche stolze Nymphen;
Die von Eis umstarret des Nords Dryade
Jammernd beweinet!

Bäumst du Nordsee hoch nicht den stolzen Nacken,
Hebend dunkle Fluthen empor zum Aether?
Raub und Räuber stürzend hinab in tiefe
Nacht des Entsetzens!

Zornentbrannte Trümmer vergeh′nder Welten,
Ihr, die weite Öden des Raums durchirret,
Stürzet gluthentflammet herab auf wilde
Räuber der Flotte;

Ruhm und Stolz einst Daniens hehrem Namen,
Deren Schlünde donnernder Ruf nur tönte:
Treue, Recht und goldenen Bund des Friedens
Muthig zu schützen!

Stürz′ aus heit′rer Wölbung des blauen Aethers,
Schmettr′ hinab, o Trümmer entflammter Welten!
Daß der Erdkreis zitternd vernehm′, es wohn′ ein
Rächer im Himmel!

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Gedicht: Die Rache von Friederike Sophie Christiane Brun

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Rache“ von Friederike Sophie Christiane Brun ist ein leidenschaftlicher Aufruf zur Vergeltung, der sich gegen die Zerstörung und das Unrecht richtet, die durch Krieg und Gewalt verursacht wurden. Das Gedicht beginnt mit apokalyptischen Bildern von zerstörerischen Kräften, die aus dem Himmel herabstürzen, was die Schwere der dargestellten Ungerechtigkeit unterstreicht. Diese Einleitung dient als Hintergrund für die folgende Klage über das Leid und die Zerstörung, die das lyrische Ich wahrnimmt.

Der Kern des Gedichts ist ein Appell an die Naturgewalten und die himmlischen Mächte, sich an den Übeltätern zu rächen. Das lyrische Ich beschreibt das Schicksal eines Volkes, das in Frieden und Eintracht gelebt hat, bevor es Opfer von Gewalt und Unterdrückung wurde. Die Verwendung von Bildern wie „blut’ger Erde“ und „Fesseln ewiger Knechtschaft“ verdeutlicht die Brutalität und die Tragweite des erlittenen Unrechts. Die Beschreibung einer idyllischen Vergangenheit, in der Frieden und Treue herrschten, verstärkt den Kontrast zur gegenwärtigen Notlage und steigert die emotionale Wirkung des Gedichts.

Die Dichterin wendet sich an verschiedene Elemente, um ihre Botschaft zu verstärken. Sie bittet die Naturgewalten, wie die Nordsee, sich gegen die Angreifer zu erheben und fordert die „zornentbrannten Trümmer vergehender Welten“ auf, die Räuber zu vernichten. Dieser Aufruf spiegelt den Wunsch nach einer umfassenden, kosmischen Gerechtigkeit wider. Es ist ein Hilfeschrei, ein Flehen nach einem Ausgleich, das die Ohnmacht des lyrischen Ichs und die Hoffnung auf eine übernatürliche Intervention zum Ausdruck bringt.

Das Gedicht gipfelt in einem finalen Aufruf, in dem die zerstörerischen Kräfte des Himmels beschworen werden, sich über die Übeltäter zu ergießen. Die Wiederholung des Wortes „Stürz'“ und die Verwendung von Bildern der Zerstörung unterstreichen die Intensität des Rachegedankens. Das Ziel ist es, dass die Welt die Existenz eines „Rächers im Himmel“ erkennt, was die Hoffnung auf eine zukünftige Gerechtigkeit und die Notwendigkeit, sich gegen Unrecht zu wehren, zum Ausdruck bringt. Die Sprache ist pathetisch und voller rhetorischer Figuren, die die Dringlichkeit und das Ausmaß des erlittenen Unrechts hervorheben.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.