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Die Nachbarskinder

Von

Wer andern gar zu wenig traut,
hat Angst an allen Ecken;
wer gar zu viel auf andre baut,
erwacht mit Schrecken.

Er trennt sie nur ein leichter Zaun,
die beiden Sorgengründer;
zu wenig und zu viel Vertraun
sind Nachbarskinder.

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Gedicht: Die Nachbarskinder von Wilhelm Busch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Nachbarskinder“ von Wilhelm Busch ist eine kurze, pointierte Reflexion über die Gefahren, die in übermäßigem Misstrauen und übertriebenem Vertrauen liegen. Es präsentiert in knapper Form zwei gegensätzliche Charaktere, die durch ihre unterschiedlichen Einstellungen zu anderen Menschen an entgegengesetzten Enden des Spektrums angesiedelt sind. Die zentrale Botschaft des Gedichts ist die Warnung vor Extremen und die Betonung der Notwendigkeit eines ausgeglichenen Verhältnisses zu anderen.

Das erste Strophe stellt die beiden Extreme dar: Derjenige, der zu wenig traut, lebt in ständiger Angst, während der, der zu viel vertraut, mit Schrecken aufwacht. Die gewählten Worte „Angst an allen Ecken“ und „erwacht mit Schrecken“ verdeutlichen die negativen Auswirkungen beider Verhaltensweisen. Misstrauen führt zu Isolation und einem Leben in ständiger Vorsicht, während übertriebenes Vertrauen zu Enttäuschung und Leid führen kann. Busch schafft es, diese komplexen psychologischen Zustände in wenigen, prägnanten Zeilen zu erfassen.

Die zweite Strophe verdeutlicht die Nähe dieser beiden Extreme zueinander. Der „leichte Zaun“, der die beiden „Sorgengründer“ trennt, symbolisiert die feine Linie zwischen Misstrauen und Vertrauen. Beide Haltungen werden als Quelle des Leids identifiziert, was die Warnung vor Extremen noch verstärkt. Die Metapher von den „Nachbarskindern“ verstärkt diesen Eindruck: Obwohl sie scheinbar getrennt sind, sind sie doch miteinander verbunden und teilen die gleiche Wurzel des Problems.

Die Einfachheit der Sprache und die klare Struktur des Gedichts sind charakteristisch für Busch’s Stil. Der Reim, der in jeder Strophe verwendet wird, trägt zur eingängigen Wirkung bei und unterstützt die leicht verständliche Botschaft. Das Gedicht wirkt wie eine kleine Lebensweisheit, die in einprägsamer Form präsentiert wird. Es ermutigt den Leser, über sein eigenes Vertrauen und Misstrauen nachzudenken und nach einem ausgewogenen Ansatz im Umgang mit anderen Menschen zu suchen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.