Die Liebe sprach
Die Liebe sprach: in der Geliebten Blicke
Mußt du den Himmel suchen, nicht die Erde,
Daß sich die bessre Kraft daran erquicke
Und dir das Sternbild nicht zum Irrlicht werde.
Die Liebe sprach: in der Geliebten Auge
Mußt du das Licht dir suchen, nicht das Feuer,
Daß dir′s zur Lamp′ in dunkler Klause tauge,
Nicht dir verzehre deines Lebens Scheuer.
Die Liebe sprach: in der Geliebten Wonne
Mußt du die Flügel suchen, nicht die Fesseln,
Daß sie dich aufwärts tragen zu der Sonne,
Nicht niederziehn zu Rosen und zu Nesseln.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Liebe sprach“ von Friedrich Rückert ist eine poetische Anweisung, eine Anleitung zur wahren Liebe. Es präsentiert die Liebe als eine weise Instanz, die dem Liebenden den richtigen Weg weist. Diese Anweisungen werden in drei Strophen vermittelt, wobei jede Strophe einen spezifischen Aspekt der Beziehung zu beleuchten scheint und die notwendigen Entscheidungen und Haltungen des Liebenden hervorhebt.
Die erste Strophe konzentriert sich auf die „Blicke“ der Geliebten. Der Sprecher wird dazu aufgefordert, in den Blicken der Geliebten den Himmel zu suchen, nicht die irdischen Freuden. Dies impliziert, dass die wahre Liebe über oberflächliche Aspekte hinausgeht und eine spirituelle, erhebende Erfahrung darstellt. Das Ziel ist, die „bessere Kraft“ in sich zu nähren und zu verhindern, dass das „Sternbild“ der Geliebten zu einem „Irrlicht“ wird, das den Liebenden in die Irre führt. Dies unterstreicht die Bedeutung von Idealisierung und geistiger Verbindung innerhalb der Liebe.
Die zweite Strophe verlagert den Fokus auf das „Auge“ der Geliebten. Hier soll der Liebende das Licht suchen, nicht das Feuer. Das Licht symbolisiert Klarheit, Erkenntnis und das Wahre, während das Feuer Leidenschaft und Zerstörung darstellen kann. Die Liebe soll als Quelle der Erleuchtung dienen, als „Lamp“ in dunklen Zeiten, und nicht das „Lebens Scheuer“ verzehren. Dies deutet auf die Notwendigkeit von Ausgeglichenheit und die Vermeidung von destruktiven Leidenschaften innerhalb der Beziehung hin.
In der letzten Strophe wird die „Wonne“ der Geliebten betont. Hier wird der Liebende aufgefordert, die „Flügel“ zu suchen, nicht die „Fesseln“. Die Flügel symbolisieren Freiheit, Aufstieg und das Erreichen höherer Ziele. Das Ziel ist es, durch die Liebe „aufwärts“ zur Sonne getragen zu werden und sich nicht durch die Liebe gefesselt zu fühlen oder zu Dingen hinabgezogen zu werden, die mit „Rosen und Nesseln“ assoziiert werden, also mit scheinbarer Schönheit, die Verletzungen birgt. Dies unterstreicht die befreiende und erhebende Kraft der wahren Liebe.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.