Die Glocke dröhnt und stöhnt die Stunden in die Welt.
O, wer sie dieses Zwangs entbände!
Sie ist bis an ihr Ende
Bestellt,
Daß klingend sie ihr Herz ins Nichts verschwende.
Die Glocke
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Glocke“ von Klabund greift auf eindringliche Weise das Thema der unaufhaltsamen Erfüllung einer Bestimmung und der daraus resultierenden Auslöschung auf. Die Verwendung der Glocke als Metapher für eine höhere Instanz, ein Schicksal oder eine innere Verpflichtung dominiert das gesamte Gedicht und gibt ihm eine düstere, melancholische Note. Die Glocke, die „dröhnt und stöhnt“ und so die Stunden in die Welt trägt, ist nicht frei, sondern an eine Aufgabe gebunden, ein Zwang, der sie bis zum Ende ihres Daseins antreibt.
Die zentrale Frage des Gedichts ist die nach der Befreiung von diesem Zwang: „O, wer sie dieses Zwangs entbände!“ Dies deutet auf den Wunsch nach Freiheit, nach der Aufhebung des Schicksals, das der Glocke auferlegt wurde. Der Sprecher scheint sich nach einer Welt zu sehnen, in der die Glocke nicht gezwungen wäre, ihre unaufhaltsame Aufgabe zu erfüllen. Dies unterstreicht die Tragik des Schicksals der Glocke, die keine Wahl hat und ihrem Zweck dienen muss.
Die letzten beiden Zeilen verstärken die Tragik. Die Glocke ist „bestellt“, also dazu bestimmt, zu klingen. Die finale Konsequenz ihrer Bestimmung ist das „Verschwenden“ ihres „Herzens ins Nichts“. Dies ist ein starkes Bild der Selbstaufopferung, der Auslöschung des Selbst im Dienste einer höheren, unpersönlichen Macht. Die Glocke, die ständig klingend ihre Stunden in die Welt trägt, opfert sich letztendlich selbst. Der Klang, der sie ausmacht, ist also gleichzeitig ihre Erfüllung und ihr Untergang.
Die Kürze des Gedichts und die einfache Sprache, die durch Reim (Welt/entbände, Ende/verschwende) und die Betonung von Schlüsselwörtern wie „Zwang“ und „Nichts“ gekennzeichnet ist, verstärken die Wirkung. Das Gedicht ist ein Appell für die Freiheit und eine Reflexion über das Schicksal und die unaufhaltsame Kraft der Bestimmung. Es ist ein Gedicht über die Schönheit und die Tragik des Lebens, das durch die Metapher der Glocke eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht wird.
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Lizenz und Verwendung
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