Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

Die Dichter und die Zeit

Von

Wir sind dein Flügel, o Zeit, doch wir nicht die tragende Klaue!
Oder verlangst du so viel: Flügel und Klaue zugleich?

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Dichter und die Zeit von Hugo von Hofmannsthal

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Dichter und die Zeit“ von Hugo von Hofmannsthal ist eine kurze, aber tiefgründige Reflexion über die Beziehung zwischen Dichtern und der Zeit. Es beginnt mit einer klaren Feststellung der Rolle der Dichter: Sie sind die „Flügel“ der Zeit, also diejenigen, die sie vorantreiben, die ihr Ausdruck verleihen und sie in Bewegung setzen. Diese metaphorische Beschreibung deutet auf die schöpferische Kraft der Dichtung hin, die die Zeit formt und ihr Gestalt gibt.

Allerdings relativiert das Gedicht diese Rolle sofort. Die Dichter sind zwar die Flügel, aber nicht die „tragende Klaue“. Die Klaue, in diesem Kontext, steht für Stärke, Macht und die Kontrolle über die Zeit. Der Dichter ist also nicht derjenige, der die Zeit beherrscht, sondern derjenige, der sie begleitet und ihr Ausdruck verleiht. Dies deutet auf eine gewisse Ohnmacht der Dichter hin, die die Zeit zwar gestalten, aber letztendlich nicht lenken oder kontrollieren können.

Die rhetorische Frage am Ende des Gedichts wirft ein entscheidendes Licht auf die Beziehung zwischen Dichtung und Zeit. „Oder verlangst du so viel: Flügel und Klaue zugleich?“ Hier wird die Frage nach der Erwartung an die Dichter aufgeworfen. Sollten Dichter nicht nur die Zeit gestalten (Flügel), sondern auch die Macht über sie ausüben (Klaue)? Die Frage bleibt offen und legt nahe, dass die Rolle der Dichter komplexer ist, als man zunächst annehmen könnte.

Insgesamt drückt das Gedicht eine Ambivalenz in Bezug auf die Rolle des Dichters und die Beziehung zur Zeit aus. Einerseits sind Dichter die treibende Kraft, die der Zeit Flügel verleiht. Andererseits sind sie nicht die Machthaber, sondern eher die Begleiter, die die Zeit mitgestalten, aber nicht beherrschen. Das Gedicht regt zum Nachdenken über die Grenzen und Möglichkeiten der Kunst und ihre Beziehung zur menschlichen Existenz und der Vergänglichkeit an.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.