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Die Deutschen

Von

Mit Schillern macht ihrs stumpf und träg,
Wie längst mit Christus es geschehen,
Ihr billigt höchlich seinen Weg,
Doch keiner will ihn gehen.

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Gedicht: Die Deutschen von Franz Grillparzer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Deutschen“ von Franz Grillparzer ist eine bissige Kritik an der deutschen Gesellschaft, die im 19. Jahrhundert von einer weitverbreiteten Doppelmoral geprägt war. Das Gedicht ist kurz und prägnant, aber dennoch voller Aussagekraft und scharfer Beobachtungsgabe. Es prangert eine Diskrepanz zwischen dem idealisierten Anspruch und der tatsächlichen Lebenspraxis der Deutschen an.

Der erste Vers, „Mit Schillern macht ihrs stumpf und träg“, kritisiert die Art und Weise, wie die Deutschen mit dem Erbe von Friedrich Schiller umgehen. Sie verehren Schiller und seine Ideale, aber machen sie zugleich „stumpf und träg“. Das bedeutet, dass sie die Ideale Schillers zwar bewundern, diese aber nicht in ihrem eigenen Leben umsetzen. Die Verwendung des Wortes „stumpf“ deutet auf eine mangelnde Begeisterung und Lebendigkeit hin, eine Passivität, die das Ideal zum Stillstand verurteilt.

Der zweite Vers zieht eine Parallele zur Verehrung Jesu Christi: „Wie längst mit Christus es geschehen“. Auch hier wird die Scheinheiligkeit der Deutschen deutlich. Sie billigen den Weg Christi, also seine Lehren und Werte, aber folgen ihm nicht wirklich. Das bedeutet, dass die Deutschen fromme Worte sprechen, aber nicht danach handeln. Diese Gegenüberstellung von Anspruch und Wirklichkeit unterstreicht die Kritik an einer Gesellschaft, die sich mit schönen Worten begnügt, aber die notwendigen Konsequenzen nicht zieht.

Die letzten beiden Verse verdichten die Kritik weiter: „Ihr billigt höchlich seinen Weg, / Doch keiner will ihn gehen.“ Diese Zeilen sind eine klare Anklage. „Ihr billigt höchlich seinen Weg“ bezieht sich auf die allgemeine Zustimmung zu den Idealen, sei es Schillers oder Christi. Aber „keiner will ihn gehen“ zeigt das Scheitern, diese Ideale in die Realität umzusetzen. Die kurzen, prägnanten Verse unterstreichen die Vergeblichkeit dieser leeren Anerkennung und werfen ein kritisches Licht auf eine Gesellschaft, die sich in ihrem Selbstbild gefällt, ohne die geforderten Veränderungen zu vollziehen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.