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Tod in Ähren

Von

Im Weizenfeld, in Korn und Mohn,
Liegt ein Soldat, unaufgefunden,
Zwei Tage schon, zwei Nächte schon,
Mit schweren Wunden, unverbunden.

Durstüberquält und fieberwild,
Im Todeskampf den Kopf erhoben.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild;
Sein brechend Auge schlägt nach oben.

Die Sense sirrt im Ährenfeld,
Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden,
Ade, Ade, du Heimatwelt —
Und beugt das Haupt und ist verschieden.

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Gedicht: Tod in Ähren von Detlev von Liliencron

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Tod in Ähren“ von Detlev von Liliencron thematisiert den Tod eines Soldaten auf dem Schlachtfeld, der in der Einsamkeit und Verlassenheit seines Leidens stirbt. Die ersten Verse zeigen das grausame Bild des Soldaten, der „im Weizenfeld, in Korn und Mohn“ liegt, „unaufgefunden“ und ohne Hilfe, während er an seinen „schweren Wunden“ leidet. Die Natur, in der er stirbt, wird hier gleichzeitig als lebensspendend und als Symbol für das Leben selbst dargestellt, doch der Soldat kann die Fruchtbarkeit des Feldes nicht mehr genießen. Der „Durstüberquält“ und das „fieberwild“ beschreibt die körperliche Pein des Soldaten, der in seinem letzten Moment gefangen ist und keinen Ausweg mehr sieht.

Der letzte Traum des Soldaten wird als ein letztes Bild seiner Heimat und seiner Sehnsucht nach einem Leben in Frieden dargestellt. In seinem „brechend Auge“, das „nach oben schlägt“, erkennt er die Natur und seine Heimat als letzten Rückzugsort, doch er kann sie nicht mehr erreichen. Der „letzte Traum“ ist ein sehr starkes Bild des Verfalls, in dem der Soldat sich von der Welt, die er kennt, verabschiedet. Seine Erinnerung an das „Dorf im Arbeitsfrieden“ steht im Kontrast zu der gewaltsamen Realität, in der er sich befindet, und verdeutlicht die tragische Ironie des Krieges, in dem das Streben nach Frieden und Leben auf tragische Weise endet.

Die „Sense“, die im Ährenfeld „sirrt“, ist ein weiteres starkes Symbol, das in der Verbindung mit der Ernte und dem Tod steht. Es stellt die Todessehnsucht und den endgültigen Moment des Abschiednehmens dar. Der Soldat sieht in seiner letzten Vision das Bild der Heimat, das ihn an die friedliche Welt erinnert, die er nie wieder sehen wird. Das „Ade, Ade“ zeigt die endgültige Trennung von dieser Welt, während die Linie „beugt das Haupt und ist verschieden“ den Moment seines Todes markiert, in dem er sich der unumgänglichen Wahrheit des Lebens und des Todes fügt.

Liliencron bringt in diesem Gedicht auf eindrucksvolle Weise das Leid und die Verzweiflung des Soldaten zum Ausdruck, der in einem Moment völliger Einsamkeit und Verlassenheit stirbt. Das Bild des Weizenfeldes und der Mohnblumen wird zu einem symbolischen Ort, der das Leben und den Tod in ihrer Unausweichlichkeit darstellt. Der Tod des Soldaten erscheint als eine tragische, aber unvermeidliche Konsequenz des Krieges, der die natürliche Ordnung von Leben und Tod durcheinanderbringt. Der Soldat stirbt in seiner Sehnsucht nach Frieden und der Heimat, die er nicht mehr erreichen kann, was die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges hervorhebt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.