Der Winter [5]
Wenn sich der Tag des Jahrs hinabgeneiget
Und rings das Feld mit den Gebirgen schweiget,
So glänzt das Blau des Himmels an den Tagen,
Die wie Gestirn in heitrer Höhe ragen.
Der Wechsel und die Pracht ist minder umgebreitet,
Dort, wo ein Strom hinab mit Eile gleitet,
Der Ruhe Geist ist aber in den Stunden
Der prächtigen Natur mit Tiefigkeit verbunden.
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![Gedicht: Der Winter [5] von Friedrich Hölderlin](https://poesie-oase.de/wp-content/uploads/2025/07/poem_der_winter_5_friedrich_h_lderlinz2443.webp)
Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Winter“ von Friedrich Hölderlin beschreibt in knappen Worten die Atmosphäre und die Besonderheiten des Winters. Es hebt die kontemplative Schönheit dieser Jahreszeit hervor, indem es zunächst den Rückzug der Natur und dann eine subtile Form von Aktivität durch das Element Wasser hervorhebt. Das Gedicht zeichnet sich durch seine ruhige Stimmung aus, die durch die beschreibenden Bilder von Weite und Tiefe verstärkt wird.
Die erste Strophe beschreibt den Übergang in den Winter: Der Tag „geneigt sich“ und die Natur verstummt. Gleichzeitig wird die Aufmerksamkeit auf den Himmel gelenkt, der in klarem Blau erstrahlt und „wie Gestirn“ leuchtet. Diese Metapher deutet auf die Klarheit und Erhabenheit des Winterhimmels hin, der die trüben Tage vergessen lässt. Die Verwendung von Begriffen wie „schweigen“ und „glänzen“ erzeugt einen Kontrast zwischen Stille und Licht, was die besondere Atmosphäre des Winters widerspiegelt.
In der zweiten Strophe wechselt der Blick auf die Bewegung und Ruhe. „Der Wechsel und die Pracht“ sind weniger präsent, was auf den Rückzug der Natur und die reduzierte Vielfalt des Winters hinweist. Der „Strom“ mit seiner „Eile“ führt die Bewegung in das Gedicht ein. Der letzte Teil des Gedichts stellt die Verbundenheit von „Ruhe Geist“ und der „prächtigen Natur“ in den Mittelpunkt. Diese paradoxe Formulierung hebt hervor, dass der Winter, obwohl er von Ruhe geprägt ist, dennoch von einer tiefen, inneren Schönheit und dem Geist der Natur erfüllt ist.
Hölderlins Gedicht zeichnet sich durch seine schlichte, aber suggestive Sprache aus. Die wenigen, präzise gewählten Worte schaffen lebendige Bilder und wecken tiefe Emotionen. Das Gedicht lädt dazu ein, die Stille und die besondere Schönheit des Winters zu betrachten und die tiefe Verbundenheit von Natur und Geist zu erkennen. Es feiert die innere Ruhe und das klare Licht, die den Winter auszeichnen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.