Der Primäraffekt
Jemand, den Kopf in Mädchenknien, sagt:
Daß deine Schenkel früher zu mir kamen.
Wie Krähen fraßen Huren mich Einsamen.
Immer war Winter. Ich bin angenagt!
Dein roter Mund, ein Nest voll weißer Küsse,
Ist unerreichbar nah. Du bist so keusch.
In meinem Herzen da ist ein Geräusch,
Als ob es röchle und ersticken müsse.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Primäraffekt“ von Paul Boldt zeichnet sich durch eine düstere Atmosphäre und eine expressive Sprache aus, die das Gefühl der Entfremdung, Sehnsucht und des Verfalls widerspiegelt. Die Verwendung von Bildern, die auf Zerstörung und Verderbnis verweisen, sowie die Betonung des körperlichen Verlangens, das mit unerreichbarer Reinheit kontrastiert, erzeugt eine Spannung, die den Kern des Gedichts bildet. Es ist ein Ausdruck von innerem Schmerz und der vergeblichen Suche nach Trost und Erfüllung in der Welt.
Das Gedicht beginnt mit einer Szene der Intimität, die jedoch von Melancholie durchzogen ist. Der Sprecher, der seinen Kopf in Mädchenknien bettet, äußert das Bedauern über vergangene Erfahrungen und die Abnutzung durch das Leben. Die Metapher der „Krähen“, die den Sprecher „Einsamen“ „fraßen“, evoziert ein Bild von Verlassenheit und Ausbeutung. Die Aussage, „Immer war Winter. Ich bin angenagt!“, verstärkt das Gefühl von Kälte, Isolation und dem langsamen Verfall der Seele. Hier wird bereits der Kern des Gedichts deutlich: die Auseinandersetzung mit dem Schmerz der Vergangenheit und der vergeblichen Hoffnung auf Trost in der Gegenwart.
Der zweite Teil des Gedichts konzentriert sich auf das Objekt der Begierde und Sehnsucht: „Dein roter Mund, ein Nest voll weißer Küsse“. Hier wird die körperliche Anziehungskraft durch sinnliche Bilder dargestellt. Der rote Mund ist das Symbol der Leidenschaft, während die „weißen Küsse“ die Unschuld und Reinheit repräsentieren. Doch diese Nähe ist unerreichbar, was durch die Zeile „Ist unerreichbar nah“ betont wird. Diese Paradoxie verstärkt die Frustration und das innere Leiden des Sprechers.
Das Gedicht endet mit einem beklemmenden Bild des Todes und der inneren Zerrissenheit. „In meinem Herzen da ist ein Geräusch, / Als ob es röchle und ersticken müsse.“ Die körperliche Sehnsucht und das unerreichbare Objekt erzeugen ein Gefühl der Enge und des Erstickens, ein Gefühl, das auch das allgemeine Lebensgefühl des Sprechers zu sein scheint. Diese Zeilen sind ein eindringlicher Ausdruck des inneren Konflikts und der Hoffnungslosigkeit. Es ist ein Gedicht über die Unfähigkeit, Trost zu finden, und das Gefühl, von den Geistern der Vergangenheit verfolgt zu werden.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.