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Der Kranke

Von

Der Kranke in seinem Bette,
Wie schlief er so schwer und so bang,
Als hin zu der schwülen Stätte
Der erste Lenzhauch drang.

Ein Fenster war aufgegangen,
Durch das er hinein sich stahl,
Nun kühlt er die heißen Wangen,
Die glühende Stirn zumal.

Und all dies linde Kosen,
Das Blüten gelockt aus dem Baum,
Es gibt dem Hoffnungslosen
Genesung in süßem Traum.

Doch ach, der holde Gedanke
Erschüttert zu sehr sein Herz,
Vor Freude erwacht der Kranke
Und fühlt den alten Schmerz.

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Gedicht: Der Kranke von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Kranke“ von Friedrich Hebbel beschreibt die emotionale und physische Verfassung eines kranken Menschen, der von der Ankunft des Frühlings und den damit verbundenen Hoffnungen und Enttäuschungen heimgesucht wird. Es beginnt mit einem Bild der Schwere und Angst, die den Kranken im Bett beherrschen, bevor der erste Hauch des Frühlings in sein Zimmer dringt. Dieser frühlingshafte „Lufthauch“ wird personifiziert und dringt durch ein offenes Fenster in das Zimmer ein, um den Kranken zu kühlen, was sowohl körperliche als auch seelische Erleichterung verspricht.

Der zweite Teil des Gedichts verlagert den Fokus auf die positiven Aspekte des Frühlings. Die zarte Berührung des Frühlings, symbolisiert durch das „linde Kosen“, erweckt die Natur zum Leben, indem es Blüten aus den Bäumen lockt. Diese Szenerie weckt beim Kranken einen hoffnungsvollen Traum, ein Gefühl der Genesung und des Trostes. Die Darstellung des Frühlings als belebende Kraft kontrastiert mit der ursprünglichen Schwere des Kranken und deutet auf die Möglichkeit einer Verbesserung seines Zustands hin.

Die Wendung im letzten Abschnitt des Gedichts offenbart die Tragik des Kranken. Der „holde Gedanke“ der Genesung, der in den vorherigen Strophen aufgebaut wurde, erweist sich als zu überwältigend für das kranke Herz. Die Freude über die Hoffnung ist so groß, dass sie den Kranken aufweckt, aber anstatt Heilung findet er sich wieder in seinem alten Schmerz wieder. Dies unterstreicht die Zerrissenheit des Kranken zwischen Hoffnung und Realität und die Unmöglichkeit, dem Kreislauf von Krankheit und Leid zu entkommen.

Hebbel verwendet eine einfache, aber eindringliche Sprache, um die inneren Kämpfe des Kranken zu vermitteln. Die Verwendung von Bildern wie „schwüle Stätte“, „glühende Stirn“ und „süßer Traum“ schafft eine lebendige Vorstellung von den körperlichen und emotionalen Zuständen des Kranken. Das Gedicht thematisiert die Vergänglichkeit des Glücks, die Verletzlichkeit des Menschen und die oft bittere Realität, dass Hoffnung und Heilung nicht immer zusammenfallen. Der Kontrast zwischen der ersehnten Genesung und dem erneuten Aufflammen des Schmerzes macht das Gedicht zu einer tiefgründigen Reflexion über das Wesen der menschlichen Existenz.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.