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Der Knabe sprach mit Lust

Von

Der Knabe sprach mit Lust,
Es saugt an meiner Brust
Ein kleines Kindlein fein;
Ei Knab, du bist betrogen,
Oder hast selbst gelogen,
Dies kann fürwahr nicht sein;
Die Fraun alleine haben
Die süßen Muttergaben,
Zu ziehn den Amor groß;
Denn daß in jungen Tagen
Alle am Busen lagen
Der Mutter in dem Schoß,
Das zieht den Knaben groß.

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Gedicht: Der Knabe sprach mit Lust von Bettina von Arnim

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Knabe sprach mit Lust“ von Bettina von Arnim thematisiert in einer spielerischen Form die Rolle des Knaben und der Frau in Bezug auf die Mutterschaft und die Liebe. Der Kern des Gedichts besteht in einem Dialog, in dem der Knabe seine Illusionen und Irrtümer über das Stillen und die Quelle der Zuneigung offenbart.

Der Knabe spricht voller Freude davon, dass ein „kleines Kindlein fein“ an seiner Brust saugt. Dies ist jedoch eine Täuschung, die sofort vom lyrischen Ich als solche entlarvt wird. Die Antwort „Ei Knab, du bist betrogen, Oder hast selbst gelogen, Dies kann fürwahr nicht sein“ deutet auf die Unmöglichkeit und Absurdität der Behauptung des Knaben hin. Die Autorin stellt die Wahrheit klar: Nur Frauen besitzen die Gabe, zu stillen und somit „Amor groß“ zu ziehen, was die Bedeutung der Mutterliebe und die daraus resultierende Entwicklung des Kindes hervorhebt.

Die letzten sechs Zeilen erklären die Ursache für diese Erkenntnis. Sie betonen, dass der Knabe durch die Erinnerung an seine eigene Kindheit und die Erfahrungen aller Kinder, die in ihren frühen Jahren „am Busen lagen“ und im Schoß der Mutter aufwuchsen, zu dieser Einsicht gelangt. Dies unterstreicht die zentrale Rolle der Frau als Ernährerin und Bezugsperson des Kindes, die für das Aufwachsen des Knaben von entscheidender Bedeutung ist.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, was die klare Botschaft und die Intention, die Illusion des Knaben auf spielerische Weise zu widerlegen, unterstreicht. Die Verwendung von Reimen und ein eingängiger Rhythmus machen das Gedicht leicht zugänglich und erinnern an Volkslieder. Durch diesen Stil und die thematische Konzentration auf die Mutter-Kind-Beziehung evoziert Bettina von Arnim eine tiefgründige Erkenntnis über die Natur der Liebe und Fürsorge, die in einem unkonventionellen, aber charmanten Dialog verpackt ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.