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Der Knabe mit dem Erdbeerschlag

Von

E Büebli lauft, es goht in Wald
am Sunntig Noomittag;
es chunnt in d’Hürst un findet bald
Erdbeeri, Schlag an Schlag;
es günnt un ißt si halber z’tot
un denkt: Das isch my Obebrot.
Un wie n es ißt, se ruuscht’s im Laub;
es chunnt e schöne Chnab.
Er het e Rock wie Silberstaub
un trait e goldige Stab.
Er glänzt wie d’Sunn am Schwyzer Schnee.
Sy Lebe lang het’s nüt so gseh.
Druf redt der Chnab my Büebli a:
„Was issisch?I halt’s mit!“
„He, nüt !“ sait’s Büebli, luegt en a
un lüpft sy Chäppli nit.
Druf sait der Chnab: „He, issisch nüt,
du grobe Burst, se battet’s nüt !“
Verschwunden isch my Chnab, un ’s stöhn
di nöchste Hürst im Duft;
druus fliegt en Engeli wunderschön
uf in die blaui Luft;
un ’s Büebli stoht un luegt ein noo
un chratzt im Hoor un lauft dervo.
Un siider isch kai Sege meh
im Beeri-Esse gsi.
I ha my Lebtig nüt so gseh,
si bschießen ebe nie.
Iß Hampfle voll, so viil de witt,
si stille der dy Hunger nit!
Was gib i der für Lehre drii?
Was saisch derzue? Me mueß
vor fremde Lüte fründli sii
mit Wort un Red un Grueß
un’s Chäppli lüpfe z’rechter Zyt;
sust het me Schimpf un chunnt nit wyt.

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Gedicht: Der Knabe mit dem Erdbeerschlag von Johann Peter Hebel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Knabe mit dem Erdbeerschlag“ von Johann Peter Hebel ist eine liebevolle, erzählende Ballade, die eine einfache Geschichte über Begegnung, Missachtung und die daraus resultierenden Folgen erzählt. Das Gedicht beginnt mit einem kleinen Jungen, der am Sonntagnachmittag in den Wald geht und dort Erdbeeren findet. Er isst gierig, bis ein strahlender Knabe erscheint, der ihn fragt, was er isst.

Der Junge, trotz seiner gierigen Hingabe an die Erdbeeren, begegnet dem strahlenden Knaben mit grober Unfreundlichkeit und verweigert ihm sogar einen Gruß. Der Knabe, der möglicherweise eine übernatürliche oder gar himmlische Erscheinung darstellt, verschwindet daraufhin, und ein Engel steigt aus der nun leerstehenden Erdbeerhürst in den Himmel auf. Der Junge, verwirrt und unbeeindruckt, verlässt den Ort.

Die Moral der Geschichte wird in den abschließenden Strophen deutlich. Hebel, der Erzähler, betont, dass das Erdbeeren-Essen für den Jungen keine Freude mehr bereithält und dass die einst so köstlichen Früchte nun wertlos erscheinen. Die eigentliche Lehre ist jedoch die Bedeutung von Höflichkeit und Respekt gegenüber anderen, insbesondere gegenüber Fremden. Der Erzähler mahnt, dass man freundlich sein und seinen Gruß zeigen soll, um keinen Schaden zu erleiden. Das Anheben der Kappe als Geste des Respekts wird als unerlässliche Tugend hervorgehoben.

Hebels Sprache ist einfach und volksnah, was die Zugänglichkeit des Gedichts für ein breites Publikum sicherstellt. Der Kontrast zwischen der unbeschwerten, kindlichen Welt des Jungen und der strahlenden Erscheinung des Knaben, sowie der anschließende Verlust der Freude am Erdbeeren-Essen, verstärken die Wirkung der Moral. Das Gedicht ist eine liebevolle Ermahnung zur Freundlichkeit und zum Respekt, verpackt in eine charmante kleine Geschichte.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.