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Der Jüngling an das Mädchen

Von

Zwei kurze Laute sage mir;
Doch einzeln nicht, – so spricht ein Tier!
Zusammen sprich sie hübsch geschwind:
Du liebst mich doch, mein süßes Kind.

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Gedicht: Der Jüngling an das Mädchen von Heinrich von Kleist

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Jüngling an das Mädchen“ von Heinrich von Kleist ist ein kleines, prägnantes Liebesgeständnis, das auf spielerische Art und Weise die Sehnsucht des Jünglings nach der Bestätigung der Liebe des Mädchens zum Ausdruck bringt. Es ist von einer einfachen, direkten Sprache geprägt, die den ungestümen Wunsch nach Gewissheit unterstreicht. Die Kürze des Gedichts verstärkt dessen Eindringlichkeit und lässt die emotionale Dringlichkeit des Sprechers deutlich werden.

Die Struktur des Gedichts ist raffiniert: In den ersten beiden Versen wird indirekt von der Notwendigkeit zweier kurzer Laute gesprochen, die das Mädchen aussprechen soll. Der Hinweis auf das „Tier“ dient hier als Negativbeispiel, als Warnung vor der isolierten, unvollständigen Äußerung. Der Vergleich deutet darauf hin, dass einzelne Laute – analog zu einzelnen Worten – unzureichend sind, um die gewünschte Botschaft zu übermitteln. Nur die Verbindung, die vollständige Aussage, hat für den Jüngling eine Bedeutung. Diese formale Forderung lenkt die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche: das Zusammenfügen der beiden Worte.

Der entscheidende dritte und vierte Vers stellt die eigentliche Frage nach der Liebe direkt und explizit. „Zusammen sprich sie hübsch geschwind: / Du liebst mich doch, mein süßes Kind.“ Die Anrede „mein süßes Kind“ verstärkt die Zärtlichkeit und Intimität, die mit der Liebeserklärung verbunden sind. Die Aufforderung, die beiden Worte „geschwind“ zusammenzusprechen, unterstreicht die Ungeduld und das tiefe Verlangen des Jünglings nach einer klaren Antwort. Die Schnelligkeit des Sprechens symbolisiert hier vielleicht auch die Unmittelbarkeit des Gefühls, das er erwartet.

Das Gedicht zeichnet sich durch seine Klarheit und Direktheit aus, die typisch für Kleists Stil ist. Es verzichtet auf ausufernde Beschreibungen und konzentriert sich stattdessen auf die essenzielle Frage der Liebe und die Sehnsucht nach Bestätigung. Die spielerische Form der Frage, eingebettet in eine scheinbar einfache Struktur, macht das Gedicht zu einem berührenden Ausdruck menschlicher Gefühle. Es ist ein kleines Meisterwerk der Liebeslyrik, das durch seine Kürze und Direktheit nachhaltig wirkt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.