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Der Frühlingsabend

Von

Kühlender Abend steige vom Hügel
Lieblich verguldet vom sonnigen Strahl;
Thaue von deinem purpurnen Flügel
Tropfen aufs durstige Blümlein im Thal.
Gluckt, Nachtigallen, zärtlich Lieder,
Reget ihr Weste euer Gefieder;
Schüttelt vom Baum
Seidene Pflaum!
Walle, o Duft! Vom Blüthenzweig nieder.

Hier auf der Erde blumigem Schooße
Ruh′ ich! es ruhet mein Mädchen bei mir.
Meine Geliebte: Kennst du die große,
Kennst du die fühlende Freundin von dir?
Lieblicher Abend, lächle der Trauten!
Lächle der Schlanken, Himmlischgebauten!
Schöner war nicht
Florens Gesicht,
Als sie des Morgens Tropfen bethauten.

Hesperus äugelt hoch in der Ferne;
Ziehst du schon, Mond, am Sternenfeld auf?
Sieh doch, Geliebte, sieh doch die Sterne!
Sieh doch zur freundlichen Luna hinauf!
Doch seh′ ich nicht im Auge der Milden
Thränen der Liebe schimmernd sich bilden?
Sind sie es nicht,
Die dein Gesicht,
Wie eines Engels Antlitz vergülden?

Lieblicher Abend, Erweicher der Herzen!
Dank dir, des Frühlings liebkosender Sohn,
Daß du geendigt zärtliche Schmerzen;
Sieh doch, die Holde umarmet mich schon!
Schmelzende Wonne flimmt in den Blicken –
Ach ich empfinde Himmelsentzücken.
Liebe, nur du
Wiegst uns in Ruh′;
Kannst, wie ein Gott, allein uns beglücken.

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Gedicht: Der Frühlingsabend von Christian Friedrich Daniel Schubart

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Frühlingsabend“ von Christian Friedrich Daniel Schubart beschreibt eine idyllische Abendstimmung in der Natur, die als Hintergrund für die romantische Vereinigung zweier Liebender dient. Die Natur, dargestellt durch den kühlen Abend, die Nachtigallen, den Duft der Blüten und die Sterne, wird als harmonisch und wohltuend beschrieben. Der Dichter nutzt detaillierte Naturbilder, um eine Atmosphäre der Ruhe, Zärtlichkeit und Schönheit zu schaffen. Er wendet sich direkt an den Abend und bittet ihn, seinen „purpurnen Flügel“ auszubreiten und die Natur zu erfrischen. Die Verwendung von Wörtern wie „lieblich“, „zärtlich“ und „schön“ unterstreicht die positive und harmonische Stimmung.

Das zentrale Thema des Gedichts ist die Liebe und das Glück, das sie mit sich bringt. Der Dichter ruht mit seiner Geliebten auf der „blumigem Schoße“ der Erde, und er beschreibt ihre Schönheit und die Liebe, die er in ihren Augen sieht. Die Natur dient hier als Spiegelbild der Gefühle der Liebenden. Die Sterne, der Mond und der sanfte Abendwind verstärken die romantische Atmosphäre und werden von dem Dichter aufgefordert, das Glück der Liebenden zu begleiten. Die Tränen in den Augen der Geliebten werden als Ausdruck der Liebe und Freude interpretiert, was die innige Verbundenheit der beiden unterstreicht.

Das Gedicht erfährt im Verlauf eine Intensivierung der Gefühle, die in dem Ausruf des lyrischen Ichs „Ach ich empfinde Himmelsentzücken“ gipfelt. Die liebevollen Worte des Dichters an seine Geliebte und die sanften Naturbilder verschmelzen zu einer Einheit, die das Glück und die Erfüllung der Liebe feiert. Die „schmelzende Wonne“ in den Blicken der Liebenden und die abschließende Umarmung symbolisieren die tiefe Verbundenheit und das Gefühl der Geborgenheit, das die Liebe schenkt. Schubart betont die erlösende und beglückende Kraft der Liebe, die sogar göttliche Züge annimmt.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von einer sanften Melodie und einer bildreichen Darstellung der Natur. Der Dichter verwendet Reimschemata und eine ausgewählte Wortwahl, um die Schönheit und Harmonie der Abendstimmung und die tiefe Zuneigung zwischen den Liebenden zu unterstreichen. Der Frühlingsabend dient als Kulisse für die romantische Begegnung und verstärkt die emotionale Wirkung des Gedichts. Es ist ein Loblied auf die Liebe, die in der Natur und in der Verbindung zweier Menschen ihren vollkommenen Ausdruck findet.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.