Der Frühling [2]
Wie selig ist′s, zu sehn, wenn Stunden wieder tagen,
Wo sich vergnügt der Mensch umsieht in den Gefilden,
Wenn Menschen sich um das Befinden fragen,
Wenn Menschen sich zum frohen Leben bilden.
Wie sich der Himmel wölbt, und auseinander dehnet,
So ist die Freude dann an Ebnen und im Freien,
Wenn sich das Herz nach neuem Leben sehnet,
Die Vögel singen, zum Gesange schreien.
Der Mensch, der oft sein Inneres gefraget,
Spricht von dem Leben dann, aus dem die Rede gehet,
Wenn nicht der Gram an einer Seele naget,
Und froh der Mann vor seinen Gütern stehet.
Wenn eine Wohnung prangt, in hoher Luft gebauet,
So hat der Mensch das Feld geräumiger und Wege
Sind weit hinaus, dass einer um sich schauet,
Und über einen Bach gehen wohlgebaute Stege.
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![Gedicht: Der Frühling [2] von Friedrich Hölderlin](https://poesie-oase.de/wp-content/uploads/2025/07/poem_der_fr_hling_2_friedrich_h_lderlinz2414.webp)
Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Frühling“ von Friedrich Hölderlin feiert die Freuden und die Erneuerung, die der Frühling in die Welt bringt und verbindet diese mit dem menschlichen Wohlbefinden und dem Wunsch nach einem erfüllten Leben. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung einer idyllischen Szene, in der die Menschen sich in der Natur erfreuen, sich nach ihrem Befinden erkundigen und sich auf ein glückliches Leben vorbereiten. Die erste Strophe zeichnet ein Bild von Gemeinschaft und Freude, in der die Menschen aktiv am Leben teilnehmen und sich gegenseitig unterstützen.
In der zweiten Strophe wird die Weite des Himmels als Spiegelbild der Freude beschrieben, die sich in der Natur und im Herzen der Menschen ausbreitet. Die Zeilen „Wenn sich das Herz nach neuem Leben sehnet, / Die Vögel singen, zum Gesange schreien“ verstärken den Eindruck von Aufbruch und Optimismus. Die Vögel mit ihrem Gesang sind ein Symbol für die Freude und die Sehnsucht nach Neuem, die im Frühling erwachen. Das Gedicht nutzt poetische Bilder, um die emotionale und spirituelle Erneuerung zu vermitteln, die mit dem Frühling einhergeht.
Die dritte Strophe lenkt den Blick auf das Innenleben des Menschen. Wenn das Herz frei von Gram ist, kann der Mensch in vollen Zügen leben. Die Erwähnung des „Gram“ deutet auf die Möglichkeit von Leid und Sorgen hin, die das Glück trüben können. Die Zeile „Und froh der Mann vor seinen Gütern stehet“ impliziert die Freude am Besitz und an der materiellen Sicherheit, doch die wahre Freude liegt letztendlich in der Freiheit des Herzens.
Die letzte Strophe beschreibt eine Welt, in der der Mensch einen weiten Horizont hat. „Wenn eine Wohnung prangt, in hoher Luft gebauet“ symbolisiert den Fortschritt und die Errungenschaften der menschlichen Zivilisation. Die „wohlgebaute Stege“ über den Bach deuten auf die Überwindung von Hindernissen und die Gestaltung einer komfortablen Umgebung. Insgesamt feiert das Gedicht die harmonische Verbindung von Natur, menschlichem Glück und Fortschritt, die im Frühling sichtbar wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.