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Der eiserne Flegel

Von

Damiett, Damiett, du feine Stadt,
Der Türke hält dich fest;
Wir wurden müde, wurden matt,
Vor dem verdammtigen Nest.

Es floß das teure Christenblut
Von Zinnen und Tor herab;
So mancher Christmensch treu und gut
Fand vor Damiett sein Grab.

So manche Mutter im deutschen Land
Die Augen unter sich schlägt;
Es fiel der Spiegel von der Wand,
Der Wurm in der Lade sich regt.

So manches Mädchen im deutschen Land
Das weint sich die Augen rot;
Der Rosmarin in Blüte stand,
Und heute ist er tot.

Herr Hayo, der Friese, der blickte quer,
Seine Faust zum Tische kracht;
„Bei Christi Tod, ich leid′s nicht mehr,
Ein Ende wird gemacht!“

Er nahm den Dreschflegel von der Wand,
Von Eisen war der gebaut;
Er stieg bis auf der Mauer Rand,
Und sang so lustig und laut.

Er sang ein friesisches Drescherlied,
Er sang nicht gerade fein;
Er sang den Heiden Furcht ins Gemüt
Und Angst in die Hosen hinein.

Es klang sein Flegel die klipp die klapp,
Er drosch nach alter Art;
Er drosch ihnen Arme und Beine ab,
Er drosch nicht allzu zart.

Sie ließen die Mauern, sie ließen das Tor,
Sie ließen die feine Stadt;
Es stieg das heilige Kreuz empor,
Wo der Halbmond gestanden hat.

Herr Hayo lachte in seinen Bart
Und trank zwölf Schoppen Wein,
Und sprach: „Geht′s nicht auf gute Art,
So schlagt mit dem Dreschflegel drein.“

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Gedicht: Der eiserne Flegel von Hermann Löns

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der eiserne Flegel“ von Hermann Löns erzählt von einer blutigen Auseinandersetzung während der Kreuzzüge, in der die Stadt Damiette von türkischen Truppen gehalten wird. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung der Belagerung und der Verluste, die durch die Kämpfe entstehen. Löns malt ein Bild des Leids und der Trauer, das sowohl die Kämpfer als auch die Menschen in der Heimat betrifft. Die Erwähnung von Müttern, die weinen, und Mädchen, deren Rosmarin stirbt, verdeutlicht das Ausmaß des Verlustes und der Trauer, die der Krieg mit sich bringt.

Die Figur des Herrn Hayo, eines Friesen, tritt als Protagonist auf und verkörpert den Kampfgeist und die Entschlossenheit der christlichen Krieger. Entschlossen, die Stadt zu befreien, ergreift er einen eisernen Dreschflegel und klettert auf die Mauern. Sein Auftritt ist von einer Mischung aus Entschlossenheit und roher Gewalt geprägt. Er singt ein friesisches Drescherlied, um die Feinde zu verhöhnen und ihnen Furcht einzuflößen.

Die Verwendung des Dreschflegels ist ein zentrales Bild des Gedichts. Es ist nicht nur eine Waffe, sondern auch ein Symbol für die rohe Gewalt und die körperliche Auseinandersetzung, die in diesem Krieg herrscht. Hayos Einsatz des Flegels ist brutal und unbarmherzig, was die Heftigkeit der Kämpfe unterstreicht. Seine wuchtigen Schläge scheinen mehr als nur Waffen zu sein, sie haben etwas Befreiendes und Zerstörerisches.

Das Gedicht endet mit dem Sieg der Christen und der Eroberung der Stadt. Das Kreuz wird als Symbol des christlichen Glaubens wieder aufgerichtet, während der Halbmond als Zeichen des Islam weicht. Herr Hayos Lachen und sein abschließendes Zitat, „Geht’s nicht auf gute Art, so schlagt mit dem Dreschflegel drein“, unterstreichen die brutale, aber letztlich erfolgreiche Strategie, die im Kampf angewendet wurde. Das Gedicht reflektiert somit die Grausamkeit des Krieges und die Notwendigkeit, zu kämpfen, um seinen Glauben und seine Heimat zu verteidigen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.