Der Daxelhofen
Den Hauptmann Daxelhofen
Bestaunten in der Stadt Paris
Die Kinder und die Zofen
Um seines blonden Bartes Vliess –
Prinz Condé zog zu Felde,
Der Hauptmann Daxelhofen auch,
Da fuhr am Bord der Schelde
Der Blitz und quoll der Pulverrauch.
Die Lilienbanner hoben
Sich sachte weg aus Niederland
Und schoben sich und schoben
Tout doucement zum Rheinesstrand.
„Herr Prinz, welch köstlich Düften!
So duftet nur am Rhein der Wein!
Und dort der Turm in Lüften,
Herr Prinz, das ist doch Mainz am Rhein?
In meinem Pakt geschrieben
Steht: Ewig nimmer gegens Reich!
So stehts und ist geblieben
Und bleibt sich unverbrüchlich gleich!
Ich bin von Schwabenstamme,
Bin auch ein Eidgenosse gut,
Und dass mich Gott verdamme,
Vergiess ich Deutscher deutsches Blut!
In Mainz als Feind zu rücken
Reisst mich kein Höllenteufel fort,
Betret ich dort die Brücken,
So sei mir Hand und Schlund verdorrt!
Nicht dürft ich mich bezechen
Mit frommen Christenleuten mehr!
Mein Waffen lieber brechen
Als brechen Eid und Mannesehr!
„Lala“, kirrt Condé, „ferner
Dient Ihr um Doppel-Tripellohn.“
Da bricht vorm Knie der Berner
In Stücke krachend sein Sponton,
Dem Prinzen wirft zu Füssen
Die beiden Trümmer er und spricht:
„Den König lass ich grüssen,
Das Deutsche Reich befehd ich nicht!“
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Daxelhofen“ von Conrad Ferdinand Meyer erzählt die Geschichte eines Hauptmanns, der sich im Krieg weigert, gegen das Reich zu kämpfen. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung des Hauptmanns Daxelhofen, der in Paris für seinen blonden Bart bewundert wird. Diese einleitende Szene etabliert den Protagonisten und gibt einen Hinweis auf seinen Stolz und seine Eitelkeit. Die folgenden Strophen verlagern die Handlung in den Krieg, wo Daxelhofen zusammen mit Prinz Condé an der Front steht.
Die eigentliche Auseinandersetzung des Gedichts beginnt, als Prinz Condé einen Angriff auf Mainz plant. Daxelhofen erkennt die Tragweite dieses Befehls: Mainz ist eine deutsche Stadt und Teil des Reichs, gegen das er nicht kämpfen will. Meyer verwendet eine kraftvolle Sprache, um Daxelhofens innere Zerrissenheit und seinen Entschluss darzustellen. Er beruft sich auf seinen Eid und seine Herkunft als Schwabe und Eidgenosse, was seine unerschütterliche Loyalität zu Deutschland und seinem Ehrenkodex unterstreicht. Seine Ablehnung des Befehls wird mit drastischen Bildern der Selbstverfluchung untermauert, die die Tiefe seines moralischen Konflikts verdeutlichen.
Die Konfrontation zwischen Condé und Daxelhofen erreicht ihren Höhepunkt, als Condé versucht, Daxelhofen mit einem erhöhten Gehalt zu überzeugen. Doch Daxelhofen bleibt standhaft. Der dramatische Wendepunkt ist der Moment, in dem der Berner, ein Soldat, der auch aus der Schweiz kommt, seine Lanze zerbricht und seine Treue zum deutschen Reich bekundet. Dies symbolisiert die tiefe Verbundenheit mit dem Reich. Die letzte Strophe unterstreicht Daxelhofens Entschluss, indem er die beiden Trümmer vor den Füßen des Prinzen ablegt und seine Weigerung, gegen das Reich zu kämpfen, bekräftigt.
Das Gedicht ist eine kraftvolle Darstellung von Ehre, Loyalität und der Bedeutung von moralischer Integrität. Meyer präsentiert Daxelhofen nicht nur als mutigen Soldaten, sondern auch als Mann, der bereit ist, persönliche Vorteile für seine Prinzipien zu opfern. Die sorgfältig gewählte Sprache, die detaillierten Beschreibungen und die dramatischen Wendepunkte machen „Der Daxelhofen“ zu einem eindrucksvollen Beispiel für Meyers dichterisches Können und seine Auseinandersetzung mit Themen wie Heimat, Pflicht und Ehre.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.