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Der Anbeter der Gottheit

Von

Zu dir erhebt sich mein Lied, o ewige Quelle des Lebens!
O, du von den Lippen danksagender Weisen Jehova gegrüßet,
Und Oromazes und Gott! gleich groß im Tropfen des Thaues,
Der hier vom Grase rollt, gleich groß in der Sonne, die rastlos
Rings um sich an goldenen Seilen glückselige Weiten herumführt;
Im Wurme, der einen bestäubten Erntetag lebt, und im Cherub,
Der alle Naturen durchforscht seit seiner undenklichen Jugend,
Und viele Glieder bereites an der Kette der Wesen verknüpft sieht,
Er selbst, der Oberste: doch in deiner Größe versinket, –
Wie soll ich in menschlicher Rede den Kindern der Erde dich nennen, –
Dich, deines unendlichen Weltraums allbelebende Fülle? – –
Mit Schaudern versenkt sich in ihn mein Geist in den Tempeln der Wälder.
Auf himmelstrebenden Felsen am Rande der grausenden Tiefe!
Und o! wie verschwindet mir dann die sinnliche Freude! wie werden
Mir alle Begierden erhöht. – Du Weltgeist, hier steh‘ ich verloren
Auf einem Staube des Ganzen, und breite die Hände zu dir aus:
Erhältst du, wenn einst dies zarte Gewebe des Leibes sich auflös’t,
Ein höheres Antheil von mir, so soll die Bewunderung deiner
Mein langes Geschäft verbleiben, mein langer Gesang …..

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Der Anbeter der Gottheit von Karl Wilhelm Ramler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Anbeter der Gottheit“ von Karl Wilhelm Ramler ist eine Hymne an die Allgegenwart und Unendlichkeit Gottes. Es ist ein tief empfundenes Loblied, das die Erhabenheit des göttlichen Wesens in den kleinsten und größten Erscheinungen der Schöpfung feiert. Das Gedicht beginnt mit einer direkten Anrede an die „ewige Quelle des Lebens“ und preist Gott, der unter verschiedenen Namen verehrt wird, darunter Jehova und Oromazes, wodurch die universelle Natur des Glaubens betont wird.

Ramler beschreibt die Größe Gottes durch eine Reihe von Gegensätzen und Vergleichen, die die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft aufzeigen. Gott ist gleichermaßen in den kleinsten Dingen wie dem Tautropfen und in den größten wie der Sonne präsent. Er ist im Wurm, der nur einen Tag lebt, und im Cherub, der die ganze Natur durchforscht. Diese Gegenüberstellung verdeutlicht die umfassende Präsenz Gottes, die keine Grenzen kennt. Der Dichter selbst fühlt sich in der göttlichen Größe klein und unwichtig, was durch die Formulierung „in deiner Größe versinket“ zum Ausdruck kommt. Dies unterstreicht die Demut des Gläubigen vor dem Heiligen.

Die zweite Hälfte des Gedichts konzentriert sich auf die persönliche Erfahrung des Dichters. Der Geist des Dichters versenkt sich „mit Schaudern“ in die Gegenwart Gottes, sei es in den Tempeln der Wälder oder auf den himmelstrebenden Felsen. Die sinnliche Freude und die Begierden der Welt verblassen angesichts dieser göttlichen Erfahrung. Stattdessen wird die Sehnsucht nach Gott verstärkt. Der Dichter fühlt sich wie ein „Staub des Ganzen“ und streckt seine Hände aus, um sich nach der Auflösung des Körpers nach einem höheren Anteil an der göttlichen Existenz zu sehnen. Die Bewunderung Gottes soll sein „langes Geschäft“ und sein „langer Gesang“ bleiben, was die ewige Natur des Glaubens und der Verehrung unterstreicht.

Ramlers Sprache ist gehoben und feierlich, passend zum Thema. Die Verwendung von rhetorischen Fragen, Ausrufen und Bildern unterstreicht die Erhabenheit Gottes. Das Gedicht vermittelt ein Gefühl von Ehrfurcht und Demut vor dem Göttlichen. Es ist ein Ausdruck tiefer Frömmigkeit und ein Bekenntnis zur Allgegenwart Gottes in der Natur und im Leben des Menschen. Das Gedicht zeigt, wie der Mensch sich in der Unendlichkeit Gottes verliert und gleichzeitig eine tiefe Sehnsucht nach einer ewigen Verbindung zu ihm verspürt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.