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Das Höchste und das Tiefste

Von

Kein Gewissen zu haben, bezeichnet das Höchste und Tiefste,
Denn es erlischt nur im Gott, doch es verstummt auch im Tier.

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Gedicht: Das Höchste und das Tiefste von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Höchste und das Tiefste“ von Friedrich Hebbel ist eine philosophische Miniatur, die sich mit der Natur des Gewissens und dessen Beziehung zu Gott und Tier auseinandersetzt. Es ist ein konzentrierter Denkstoß, der in zwei Zeilen eine komplexe Thematik umreißt und den Leser dazu anregt, über die Bedeutung von moralischem Bewusstsein nachzudenken. Die scheinbare Einfachheit des Gedichts täuscht über die Tiefe der darin enthaltenen Fragen hinweg.

Die erste Zeile formuliert eine paradoxe These: „Kein Gewissen zu haben, bezeichnet das Höchste und Tiefste“. Dies deutet an, dass das Fehlen von Gewissensbissen, von moralischer Selbstkontrolle, eine doppelte Bedeutung hat. „Höchste“ könnte hier im Sinne von Transzendenz, von vollkommener Ungebundenheit interpretiert werden, möglicherweise in Bezug auf eine göttliche Allmacht oder die Abwesenheit von moralischen Zwängen. „Tiefste“ impliziert hingegen die elementare, unreflektierte Existenz eines Lebewesens, das sich noch nicht der moralischen Unterscheidung zwischen Gut und Böse bewusst ist.

Die zweite Zeile liefert die Erklärung für die Paradoxie: „Denn es erlischt nur im Gott, doch es verstummt auch im Tier.“ Hier wird die These konkretisiert und mit zwei Gegenüberstellungen veranschaulicht. Der Gott, als Inbegriff des absoluten Seins, ist frei von den Zwängen des Gewissens, da er über Gut und Böse erhaben ist. Das Tier, hingegen, besitzt kein Gewissen, da es instinktgesteuert handelt und keine Fähigkeit zur Reflexion oder moralischen Bewertung hat. Das Gewissen „erlischt“ im Gott, weil es für ihn keine Notwendigkeit hat, und „verstummt“ im Tier, weil es dort gar nicht erst existiert.

Hebbel wirft hier zentrale Fragen der menschlichen Existenz auf: Was bedeutet moralische Freiheit? Was ist die Beziehung zwischen Gott, Mensch und Tier? Die knapp formulierte Aussage regt den Leser dazu an, über die Komplexität des Gewissens nachzudenken und dessen Position in der Welt zu reflektieren. Das Gedicht ist ein Beispiel für Hebels Fähigkeit, philosophische Gedanken in prägnanter, poetischer Form zu fassen, und lädt dazu ein, über die Natur von Moral und Existenz in ihrer ganzen Tiefe nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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