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Das Hermelin

Von

Der Jäger spürt dem reinsten Hermelin
Seit lange nach, doch welches Netz er stellt,
Das edle Tier weiß jedes klug zu fliehn
Und hüpft nur um so froher durch das Feld.

Dann aber ritzt es sich an einem Dorn
Und hält für einen Fleck sein eignes Blut:
Den wäscht es aus am nächsten klaren Born,
Und nun beschleicht′s der Feind und kühlt den Mut.

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Gedicht: Das Hermelin von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Hermelin“ von Friedrich Hebbel ist eine allegorische Erzählung, die die Themen Reinheit, Stolz, Verletzlichkeit und den Verlust dieser Tugenden durch Selbstzerstörung behandelt. Es beginnt mit einer Beschreibung des Jägers, der dem Hermelin nachstellt, wobei das Tier durch seine Klugheit und Anmut dem Jäger stets entkommt. Dies unterstreicht die Reinheit und Unberührtheit des Hermelins, das im übertragenen Sinne für Ideale wie Ehre, Unschuld oder Unangreifbarkeit steht. Das Feld, durch das es hüpft, symbolisiert die Freiheit und Unbeschwertheit, die mit diesen Eigenschaften einhergehen.

Die Wendung im Gedicht erfolgt in den letzten vier Versen, wo sich das Hermelin an einem Dorn verletzt. Durch das blutende Hermelin wird die Verletzlichkeit des Tieres und der Ideale, die es verkörpert, verdeutlicht. Das Hermelin, in seiner Reinheit bestrebt, das Blut zu entfernen, wäscht die Wunde an einer klaren Quelle. Dies kann als ein Versuch interpretiert werden, die verlorene Reinheit wiederherzustellen oder die eigene Unversehrtheit zu retten.

Die Tragik des Gedichts liegt im finalen Vers, in dem der Feind, also der Jäger, das Hermelin überwältigt. Dies ist das Ergebnis der eigenen Verletzlichkeit des Hermelins und seines Versuchs, diese zu bereinigen. Der „Feind“ verkörpert hier die äußeren Umstände, die letztendlich die Reinheit zerstören, oder auch die innere Selbstzerstörung, die durch das Eingeständnis der eigenen Verletzlichkeit hervorgerufen wird. Das Gedicht suggeriert somit, dass die stärksten Verteidigungsmechanismen – wie die Klugheit des Hermelins zu Beginn – versagen, wenn die eigene Reinheit oder der eigene Stolz durch äußere oder innere Einflüsse gefährdet wird.

Insgesamt ist „Das Hermelin“ ein düsteres Gedicht, das die Vergänglichkeit von Schönheit und Reinheit thematisiert. Es zeigt auf, wie leicht diese idealen Eigenschaften durch eigene Fehler, die Unaufmerksamkeit oder durch äußere Einflüsse zerstört werden können. Die einfache Sprache und die klare Struktur des Gedichts verstärken seine Aussagekraft und machen es zu einer eindringlichen Reflexion über menschliche Schwächen und die Unvermeidlichkeit von Verlust.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.