Da ich weiß…
Da ich weiß, Du kommt mir wieder
Machen mich die Wolken froh,
Und am Georgienbeete
Abendstille freut mich so!
Fröhlich such ich mir den Schatten,
Bis die Sonne fast versinkt.
Nachts im kleinen dunkeln Tale
Freut mich jedes Licht, das blinkt.
Ob ich einsam steig am Hügel,
Horch ich doch an Deiner Türe.
Steh ich hier in fremdem Garten,
Du doch bist es, die ich spüre.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Da ich weiß…“ von Hugo von Hofmannsthal ist eine subtile Liebeserklärung, die sich durch eine tiefe Sehnsucht und die Gewissheit der Wiederkehr der geliebten Person auszeichnet. Das Gedicht verzichtet auf explizite Worte der Liebe, sondern drückt die tiefe Zuneigung durch eine Reihe von sinnlichen Eindrücken und Gefühlen aus, die von der Natur inspiriert sind. Die Freude über die Anzeichen der Wiederkehr der Geliebten manifestiert sich in der gesteigerten Wahrnehmung der umgebenden Welt.
Die Struktur des Gedichts ist einfach, aber wirkungsvoll: Es beginnt mit einer freudigen Erwartung, die durch die Erwähnung der Wolken und der Abendstille am georgischen Beet vermittelt wird. Die zweite Strophe verstärkt die freudige Erwartung durch die bewusste Suche nach dem Schatten und die Freude an jedem Licht, das in der Nacht blinkt. Diese Naturbilder dienen nicht nur als Kulisse, sondern spiegeln die innere Stimmung des lyrischen Ichs wider. Die subtilen Veränderungen in der Natur, wie das Versinken der Sonne oder das Blinken der Lichter in der Nacht, werden mit Freude und Erwartung verbunden, da sie die Ankunft der geliebten Person ankündigen.
Die letzten beiden Verse offenbaren die zentrale Botschaft des Gedichts: die unerschütterliche Präsenz der geliebten Person im Leben des lyrischen Ichs. Egal, ob es einsam am Hügel steht oder sich in einem fremden Garten befindet, die Geliebte ist immer gegenwärtig, spürbar und allgegenwärtig. Das Ich „horcht“ an der Tür und „spürt“ die Geliebte, was die tiefe Verbundenheit und die starke emotionale Bindung hervorhebt. Diese Zeilen sind das Herzstück des Gedichts und verdeutlichen, dass die Liebe mehr ist als nur physische Anwesenheit; sie ist eine unsichtbare Kraft, die das Leben des Ichs durchdringt und ihm Sinn gibt.
Hofmannsthals Gedicht ist ein gutes Beispiel für die Subtilität und den Impressionismus seiner Poesie. Durch die Wahl einfacher Worte und Bilder, die von der Natur inspiriert sind, gelingt es ihm, eine tiefgründige emotionale Landschaft zu schaffen. Die Gewissheit der Wiederkehr der Geliebten wird zu einem Anker, der dem lyrischen Ich Halt und Freude gibt. Das Gedicht feiert die Liebe als eine allgegenwärtige, transformative Kraft, die die Welt des Liebenden mit Licht und Bedeutung erfüllt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.