Confiteor
Die bunten Bilder, die das Leben malt
Seh′ ich umdüstert nur von Dämmerungen,
Wie kraus verzerrte Schatten, trüb und kalt,
Die kaum geboren schon der Tod bezwungen.
Und da von jedem Ding die Maske fiel,
Seh′ ich nur Angst, Verzweiflung, Schmach und Seuchen,
Der Menschheit heldenloses Trauerspiel,
Ein schlechtes Stück, gespielt auf Gräbern, Leichen.
Mich ekelt dieses wüste Traumgesicht.
Doch will ein Machtgebot, daß ich verweile,
Ein Komödiant, der seine Rolle spricht,
Gezwungen, voll Verzweiflung – Langeweile!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Confiteor“ von Georg Trakl offenbart eine tiefgreifende existenzielle Verzweiflung und das Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens. Der Titel, der auf das lateinische „Confiteor“ (ich bekenne) anspielt, deutet bereits auf eine Beichte oder ein Geständnis des Dichters hin, der seine düstere Weltsicht offenbart. Die ersten beiden Strophen malen ein erschreckendes Bild der Realität, in dem die anfängliche Schönheit des Lebens („die bunten Bilder“) durch die „Dämmerungen“ und den Tod verdunkelt wird.
Trakl beschreibt eine Welt, in der die Masken fallen und die nackte Wahrheit zum Vorschein kommt: Angst, Verzweiflung, Schmach und Seuchen. Diese Aufzählung der negativen menschlichen Erfahrungen zeichnet ein trostloses Bild der menschlichen Existenz. Die Metapher des „heldenlosen Trauerspiels“ unterstreicht die Sinnlosigkeit und das Leid, das der Dichter in der Welt wahrnimmt. Die Welt ist wie ein „schlechtes Stück“, das auf Gräbern und Leichen gespielt wird, was die Hoffnungslosigkeit und den Zerfall der Welt weiter betont.
Die dritte Strophe verstärkt dieses Gefühl der Abscheu und der inneren Zerrissenheit. Der Dichter empfindet Ekel vor diesem „wüsten Traumgesicht“ der Welt. Trotzdem ist er gezwungen, darin zu verweilen, was durch das „Machtgebot“ angedeutet wird. Diese innere Zerrissenheit spiegelt sich in der Rolle des „Komödianten“ wider, der widerwillig seine Rolle spielt und dabei von Verzweiflung und Langeweile geplagt wird.
Die Gesamtaussage des Gedichts ist eine Verurteilung der menschlichen Existenz und der Welt. Der Dichter sieht kein Licht am Horizont, sondern nur Dunkelheit, Verfall und Sinnlosigkeit. Die scheinbare Schönheit des Lebens wird als trügerisch entlarvt und durch die Unvermeidlichkeit des Todes zunichte gemacht. Das Gedicht ist ein Ausdruck von Trakls existenzieller Angst und seiner desillusionierten Sicht auf die Welt, die durch die düstere Bildsprache und die metaphorische Darstellung von Leid und Verzweiflung intensiviert wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.