Halt dein Rößlein nur im Zügel,
Kommst ja doch nicht allzuweit.
Hinter jedem neuen Hügel
Dehnt sich die Unendlichkeit.
Nenne niemand dumm und säumig,
Der das Nächste recht bedenkt.
Ach, die Welt ist so geräumig,
Und der Kopf ist so beschränkt.
Halt dein Rößlein nur im Zügel,
Kommst ja doch nicht allzuweit.
Hinter jedem neuen Hügel
Dehnt sich die Unendlichkeit.
Nenne niemand dumm und säumig,
Der das Nächste recht bedenkt.
Ach, die Welt ist so geräumig,
Und der Kopf ist so beschränkt.

Das Gedicht „Beschränkt“ von Wilhelm Busch ist eine kurze, pointierte Reflexion über die Grenzen des menschlichen Denkens und die Weite der Welt. Der Autor nutzt einfache, eingängige Verse, um eine tiefgründige Erkenntnis zu vermitteln: dass die menschliche Wahrnehmung und das Verständnis der Welt durch unsere beschränkten Möglichkeiten eingeschränkt werden.
Das Gedicht beginnt mit dem Bild eines Reiters, der sein Pferd zügeln soll, da er sowieso nicht weit kommen wird. Diese Metapher deutet auf die Begrenzung des menschlichen Horizonts hin. Hinter jedem neuen Hügel, also nach jeder Erkenntnis oder Erfahrung, erstreckt sich die Unendlichkeit, was die ständige Erweiterung des Wissens und die Unmöglichkeit, alles zu erfassen, symbolisiert. Das Gedicht spielt mit der Idee, dass jede Grenze, die wir ziehen, nur eine neue Perspektive auf die grenzenlose Weite der Welt eröffnet.
Der zweite Teil des Gedichts vertieft diese Thematik. Busch mahnt dazu, niemanden als dumm oder langsam zu beurteilen, der sich auf das Wesentliche konzentriert und die unmittelbare Umgebung sorgfältig betrachtet. Diese Aussage deutet auf die Erkenntnis hin, dass das menschliche Gehirn, im Gegensatz zur scheinbar unendlichen Welt, begrenzt ist. Die Zeile „Ach, die Welt ist so geräumig, / Und der Kopf ist so beschränkt“ ist der Kern des Gedichts. Hier wird die Diskrepanz zwischen der unendlichen Komplexität der Welt und der begrenzten Fähigkeit des menschlichen Geistes, sie zu verstehen, auf den Punkt gebracht.
Busch verwendet eine einfache, fast volkstümliche Sprache mit Reimen, um seine Botschaft zugänglich zu machen. Dies unterstreicht die Universalität der Erkenntnis. Das Gedicht ist eine subtile Mahnung zur Bescheidenheit und zur Akzeptanz der eigenen Begrenztheit. Es ermutigt dazu, die Welt mit Bedacht zu betrachten, ohne sich von der vermeintlichen Enge des eigenen Horizonts entmutigen zu lassen. Gleichzeitig wird die Wertschätzung des kleinsten Blickwinkels betont, da die Welt so viel mehr bietet, als der menschliche Geist erfassen kann.
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