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Beneidenswert

Von

Sahst du noch nie die ungemeine
Und hohe Kunstgelenkigkeit,
Sowohl der Flügel wie der Beine,
Im Tierbereich mit stillem Neid?

Sieh nur, wie aus dem Feisgeklüfte
Auf seinen Schwingen wunderbar
Bis zu den Wolken durch die Lüfte
In stolzen Kreisen schwebt der Aar.

Sieh nur das Tierchen, das geringe,
Das zu benennen sich nicht ziemt,
Es ist durch seine Meistersprünge,
Wenn nicht beliebt, so doch berühmt.

Leicht zu erlegen diese beiden,
Das schlag dir lieber aus dem Sinn.
Wer es versucht, der wird bescheiden,
Sei′s Jäger oder Jägerin.

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Gedicht: Beneidenswert von Wilhelm Busch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Beneidenswert“ von Wilhelm Busch ist eine humorvolle Betrachtung der Fähigkeiten von Tieren und der scheinbaren Unmöglichkeit, diese zu übertreffen oder zu beherrschen. Es beginnt mit einer direkten Ansprache an den Leser und ruft dazu auf, die „hohe Kunstgelenkigkeit“ von Tieren, sowohl in ihren Flügeln als auch in ihren Beinen, mit „stillem Neid“ zu betrachten. Dies deutet auf eine Mischung aus Bewunderung und einem Gefühl des Mangels beim Betrachter hin.

Die folgenden Strophen veranschaulichen diese Beobachtung durch Beispiele: den majestätischen Adler, der sich in den Lüften erhebt, und ein „Tierchen“, dessen Name nicht genannt werden muss, aber durch seine „Meistersprünge“ bekannt ist. Busch verwendet dabei eine ironische Sprache, die die Überlegenheit der Tiere hervorhebt. Der Adler, der in den Wolken schwebt, repräsentiert Stärke und Anmut, während das „Tierchen“ durch seine scheinbar unbedeutenden Fähigkeiten Berühmtheit erlangt. Die Auswahl dieser Gegensätze verstärkt den Eindruck der scheinbaren Unantastbarkeit der Tiere.

Der Kern der Botschaft offenbart sich in der abschließenden Strophe: „Leicht zu erlegen diese beiden, / Das schlag dir lieber aus dem Sinn.“ Busch warnt den Leser eindringlich davor, zu versuchen, die Fähigkeiten der Tiere zu übertreffen oder zu imitieren. Wer es versuche, würde „bescheiden“, also enttäuscht oder gedemütigt, zurückbleiben, ob als Jäger oder Jägerin. Dies ist eine spielerische Übertreibung, die die Unüberwindbarkeit der natürlichen Fähigkeiten der Tiere betont.

Die Ironie des Gedichts liegt in der scheinbaren Einfachheit der Beobachtung und der daraus resultierenden, unerwarteten Erkenntnis. Busch karikiert die menschliche Arroganz und den Wunsch, die Natur zu beherrschen, indem er aufzeigt, wie unmöglich es ist, die meisterhaften Fähigkeiten der Tierwelt zu kopieren oder zu übertrumpfen. Die Schlussfolgerung des Gedichts ist eine humorvolle Mahnung zur Bescheidenheit und zur Anerkennung der natürlichen Ordnung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.