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Bei Übersendung meines Bildes

Von

Nimm hin dies Bild, das auch in weite Ferne
Dir folgen darf, Geliebter! nimm es hin!
Und glaub′ es seinem Lächeln, es wird gerne
An Deiner Brust die weite Welt durchziehn.

Betracht′ es oft in stillen Augenblicken,
Wenn Einsamkeit Dich schwermuthsvoll umgiebt.
Und dann gedenk′ mit schmerzlichem Entzücken
Der schönen Zeit, in der wir uns geliebt.

Sie ist vorüber – – doch die öde Leere
Getrennter Liebe, die im Busen mir
Durch Lethe′s Quell nur auszufüllen wäre,
Stillt meiner Züge leiser Umriss Dir.

So nimm mein Bild, zum liebevollen Pfande
Der treusten Neigung, nimm es freundlich an,
Und es begleite Dich in ferne Lande,
Wohin ich nur im Geist Dir folgen kann.

Wenn aus der Fülle goldner Jugendträume
Die Wirklichkeit Dich kalt und bitter scheucht,
So trage Ahndung Dich in höh′re Räume,
Und Hoffnung mache dann das Herz Dir leicht.

Sie zeige Dir die Zukunft, die dem Kummer
Dem irdischen, als stilles Ziel erscheint,
Wo nach des Todes träumeleerem Schlummer
Ein reines Glück auf ewig uns vereint.

Bis dahin gönne diesem Bild die Stelle
An Deiner Brust, in der es längst gewohnt,
Einst wird das Dunkel unsrer Zukunft helle,
Dann wird uns des Entbehrens Schmerz belohnt.

Mit diesem Glauben lass gefasst uns scheiden
Und muthig nimm mein letztes Abschiedswort.
Ach hier auf Erden müssen wir uns meiden –
Doch wiedersehen werden wir uns dort.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Bei Übersendung meines Bildes von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bei Übersendung meines Bildes“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine melancholische Liebeserklärung, die durch die Distanz und Trennung zwischen den Liebenden geprägt ist. Die Autorin überreicht ihrem Geliebten ein Bild als Erinnerung und Trostspender, während sie sich der Realität des Abschieds und der Trennung stellt. Die Worte atmen eine tiefe Sehnsucht und die Hoffnung auf ein Wiedersehen im Jenseits, was dem Gedicht eine spirituelle Dimension verleiht.

Die erste Strophe etabliert sofort die zentrale Geste der Übergabe des Bildes und die damit verbundene Bitte, es zu behalten. Das Bild wird mit einer Seele versehen, die dem Geliebten „folgen darf“ und ihm durch die Welt begleitet. Die Autorin bittet ihn, dem Lächeln des Bildes zu glauben, was auf die Hoffnung der Erinnerung und die Sehnsucht nach Trost und Vertrautheit hindeutet. Das Gedicht ist geprägt von einer tiefen Trauer über die Trennung, die sich in der Bitte nach dem Gedenken an die gemeinsamen glücklichen Zeiten offenbart.

Die folgenden Strophen vertiefen die Trauer über die verlorene Liebe und die Leere, die durch die Trennung entsteht. Das Bild wird zum Symbol der Verbindung, der Erinnerung und der Hoffnung auf Trost in der Einsamkeit. Das lyrische Ich findet im Anblick des Bildes einen Ersatz für die physische Nähe. Die Autorin sehnt sich nach der Vereinigung mit ihrem Geliebten, die sie nur im Geiste erleben kann. Die abschließenden Strophen wenden sich der Hoffnung auf ein Wiedersehen im Jenseits zu, wo der Schmerz der Trennung aufgehoben wird.

Die Sprache des Gedichts ist von einer zarten Melancholie durchzogen, die durch die einfachen Worte und die regelmäßigen Reime verstärkt wird. Die Autorin verwendet Bilder von Einsamkeit, Leere und Schmerz, um die Tiefe ihrer Gefühle auszudrücken. Gleichzeitig wird die Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Jenseits beschworen. Die Wiederholung des Themas „Wiedersehen“ und die Erwähnung von „Dort“ deutet auf die Hoffnung auf ein ewiges Glück nach dem Tod hin. Das Gedicht ist somit ein bewegendes Zeugnis von Liebe, Trennung, Sehnsucht und der Hoffnung auf Trost und Wiedervereinigung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.