Bei Übersendung eines Vergissmeinnicht
Diese Blume, deren blaue Blüthe
Deutungsvoll der schönste Nahme schmückt,
Der als Wunsch mir längst im Herzen glühte,
Hab′ ich einsam heut′ im Thal gepflückt.
Süss umschwebt von Deinem theuern Bilde,
Schien sie würdig zur Gesandtin mir;
Hin in ferne, trennende Gefilde,
Bringe sie den Gruss der Freundschaft Dir.
Ehe sie Dir naht wird sie verbleichen –
Schnell verlöschet ihrer Farbe Licht,
Doch die Bitte möge Dich erreichen,
Die ihr Nahme zärtlich zu Dir spricht.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Bei Übersendung eines Vergissmeinnicht“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine zarte Liebeserklärung, die durch die Symbolik der Blume – das Vergissmeinnicht – und die damit verbundene Botschaft der Freundschaft und Erinnerung getragen wird. Die Autorin nutzt die einfache Schönheit der Blume, um ihre Gefühle auszudrücken und eine Verbindung zu einer geliebten Person, dem „Du“, herzustellen, selbst über die Distanz hinweg. Der Titel deutet bereits die zentrale Bedeutung des Vergessens an, das durch die Gabe der Blume und die darin enthaltene Bitte konterkariert werden soll.
In den ersten beiden Strophen etabliert das Gedicht die Szenerie und die Intention. Die blaue Blume, deren Name als „deutungsvoll“ bezeichnet wird, wird im Tal gepflückt. Die Beschreibung des Ortes und der Handlung der Autorin, die die Blume pflückt und sie mit ihrem „theuern Bilde“ umschwebt, unterstreicht die Intimität und den emotionalen Wert dieser Geste. Die Blume wird als „Gesandtin“ auserkoren, um einen Gruß der Freundschaft in die Ferne zu tragen. Die Wahl des Vergissmeinnichts, welches die Autorin im Herzen trägt, unterstreicht die tiefe Verbundenheit und den Wunsch nach andauernder Erinnerung.
Die dritte Strophe birgt eine gewisse Melancholie und eine Ahnung von Vergänglichkeit. Die Blume, die als Symbol der Liebe und Freundschaft dient, wird verblassen, „schnell verlöschet ihrer Farbe Licht“. Dies verweist auf die Kurzlebigkeit der materiellen Welt und die Unvermeidlichkeit des Vergessens. Trotz dieses Wissens betont das Gedicht die Kraft der Bitte, die mit der Blume einhergeht. Das „Du“ soll durch die Erinnerung und die Freundschaft, die im Namen der Blume verankert sind, erreicht werden.
Die Sprache des Gedichts ist geprägt von einer einfachen, aber ausdrucksstarken Bildsprache. Die Verwendung von Adjektiven wie „blau“, „süß“, „theuer“ und „zärtlich“ verstärkt die emotionale Wirkung und erzeugt eine Atmosphäre der Zuneigung und Sehnsucht. Die sanften Reime und der gleichmäßige Rhythmus verleihen dem Gedicht eine gewisse Musikalität, die die Botschaft der Freundschaft und Erinnerung auf subtile Weise unterstützt. Insgesamt handelt es sich um eine ergreifende Reflexion über die Natur der Liebe, die Rolle der Erinnerung und die Hoffnung auf eine andauernde Verbindung, selbst in der Ferne.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.