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Bei der Enthüllung des Schwarzenberg-Monumentes

Von

Sei mir gegrüßt, du edles Heldenbild!
Zu Ehren eines Sieges aufgerichtet!
Gegrüßt wie ein Erinnern, welches mild
Die gramerfüllte Gegenwart durchlichtet.
Denn schwer ist und bekümmert unser Herz.
Ein dunkler Schatten liegt auf unserm
Leben; Es thut uns Noth, an dir du Bild von Erz,
Den Muth, die Hoffnung wieder zu erheben! –

Dem Recht entrungen waren Schwert und Schild,
Es lag die Welt in frecher Willkür Banden,
Als er, dem dieses Tages Feier gilt,
Ein Retter und Befreier ihr erstanden.
Das Banner fassend, welchem Ruhm und Sieg
Entglitten waren in der Zeit Bedrängniß,
Schwang er es hoch in diesem heil′gen Krieg,
Und öffnete den Völkern ihr Gefängniß.

Unnahbar jedem selbstisch trüben Hauch
Ließ er von Ruhmsucht nimmer sich berücken.
Nur siegen wollt′ er! mochten später auch
Sich And′re mit des Sieg′s Trophäen schmücken.
Er wollte nur das Wesen, nicht den Schein,
Das kümmerliche Schattenbild der Dinge!
Gleich galt ihm′s, war der Kranz in Wahrheit sein,
Ob er auch sichtbar seine Stirn′ umschlinge.

Das ist′s, was über And′re ihn erhebt,
Die mit ihm leben auf der Nachwelt Zungen,
Daß er dem Heil des Ganzen nachgestrebt,
Und, wie den Gegner, auch sich selbst bezwungen!
Daß er auf blutgetränktem Schlachtenfeld,
Im Angesicht von tausend Feuerschlünden,
Sich nur das eine hohe Ziel gestellt,
Des Rechtes Herrschaft wieder zu begründen.

Und kam es also? Nein! O bitt′res Wort,
In welchem unsers Unglücks Grund enthalten!
Aufs neu verfiel der köstlich theu′re Hort,
Den er gerettet, feindlichen Gewalten,
Was heilig erst, hieß bald ein frevler Wahn,
Es wies die Macht das Recht von ihrer Schwelle,
Und die von seiner Hand erschloss′ne Bahn,
Versperrt ward sie mit wüstem Schuttgerölle.

Wie? tausend Leben blutig abgekürzt,
Daß auch das werdende Geschlecht verderbe?
Der Sohn des Schicksals, der Titan, gestürzt,
Daß die Pygmäenschaar den Scepter erbe?
Er sah es wohl und Schauder überkam
Ihn vor dem Werk, das länger nicht das seine,
Bis, unterwühlt von also edlem Gram,
Das Herz ihm brach, das große, warme, reine!

Jetzt aber ist erfüllt der Tage Maß,
Und vor dem ernsten Throne der Geschichte
Steht er, dem Neid entrückt, entrückt dem Hass′,
In seiner Thaten sonnenlauterm Lichte,
Das keine ird′sche Trübung länger dämpft!
Der Lorbeer mag sein Denkmal grün umfrieden,
Denn einen guten Kampf hat er gekämpft,
Und glorreich ist das Theil, das ihm beschieden.

Und du, mein Oestreich! mein geliebtes Land!
Theil meines Herzens! heimatliche Erde!
Gott schütze dich mit seiner starken Hand,
Durchfache dich mit schöpferischem Werde,
Damit, wenn leuchtend durch der Zeiten Flucht,
Sich Heldenseelen wieder in dir regen,
Sie, wie am Sieg, auch an des Sieges Frucht,
Ohn′ bittern Rückhalt sich erfreuen mögen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Bei der Enthüllung des Schwarzenberg-Monumentes von Betty Paoli

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bei der Enthüllung des Schwarzenberg-Monumentes“ von Betty Paoli ist eine Huldigung an den österreichischen Feldmarschall Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg, der eine entscheidende Rolle in den Napoleonischen Kriegen spielte. Es wird anlässlich der Einweihung seines Denkmals verfasst und spiegelt die widersprüchlichen Gefühle wider, die mit dieser historischen Figur und den politischen Umständen ihrer Zeit verbunden waren. Das Gedicht ist in sieben Strophen unterteilt und verwendet einen feierlichen Ton, der sowohl Bewunderung als auch eine tiefe Melancholie zum Ausdruck bringt.

Die ersten beiden Strophen begrüßen das Denkmal und rufen die Erinnerung an Schwarzenbergs Siege wach, die dazu dienen, die „gramerfüllte Gegenwart“ zu erhellen. Paoli betont Schwarzenbergs Rolle als Retter und Befreier, der „die Welt in frecher Willkür Banden“ von ihren Fesseln befreite. Sie hebt hervor, wie er das Banner des Ruhms hochhielt und den Völkern die Freiheit brachte. Dies deutet auf eine Wertschätzung für Schwarzenbergs militärische Leistungen und seine Rolle in der Bekämpfung der napoleonischen Herrschaft hin. Die Formulierung deutet jedoch auch an, dass die politischen Umstände nach dem Sieg nicht den Erwartungen entsprachen.

Die dritte und vierte Strophe betonen Schwarzenbergs Charakterstärke und seine uneigennützige Natur. Paoli hebt hervor, dass er sich nicht von Ruhmsucht leiten ließ, sondern lediglich das Wohl des Ganzen im Blick hatte. Sie beschreibt ihn als jemanden, der sich selbst bezwang und das Recht wiederherstellen wollte. Diese Verse idealisieren Schwarzenberg als einen edlen und gerechten Feldherrn, der nicht an persönlichem Ruhm interessiert war, sondern an der Schaffung einer gerechteren Ordnung. Hier wird auch die Hoffnung ausgedrückt, dass sein Handeln dauerhaft Früchte tragen möge.

Die fünfte und sechste Strophe schlagen jedoch eine ernstere Note an. Paoli reflektiert über die Enttäuschung, dass die durch Schwarzenbergs Anstrengungen errungene Freiheit und Gerechtigkeit nicht von Dauer waren. Sie beklagt, dass das, was heilig war, bald als „frevler Wahn“ angesehen wurde, und dass die von Schwarzenberg geschaffene Ordnung wieder zerstört wurde. Die Zeilen, in denen Schwarzenberg den Untergang voraussieht, zeigen sein Bedauern und seinen Schmerz über das Scheitern seiner Bemühungen. Sie porträtieren ihn als einen Helden, der an den Folgen seiner Taten zerbricht.

In der abschließenden Strophe richtet sich Paoli an Österreich und wünscht dem Land, dass es sich unter Gottes Schutz entwickeln möge, damit zukünftige Helden nicht das gleiche bittere Schicksal erleiden. Sie hofft, dass kommende Generationen die Früchte des Sieges ohne Bedauern genießen können. Das Gedicht endet mit einem Aufruf zum Frieden und einem Appell an eine gerechte Zukunft, in der die Opfer und Leistungen Schwarzenbergs nicht umsonst waren. Es ist ein Loblied auf eine historische Figur, kombiniert mit einer Reflexion über die Unbeständigkeit des Glücks und die Herausforderungen der politischen Nachwirkungen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.