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Aus dem Westöstlichen Divan

Von

Getretner Quark
Wird breit, nicht stark.

Schlägst du ihn aber mit Gewalt
In feste Form, er nimmt Gestalt.
Dergleichen Steine wirst du kennen,
Europäer Pisé sie nennen.

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Gedicht: Aus dem Westöstlichen Divan von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Aus dem Westöstlichen Divan“ von Johann Wolfgang von Goethe präsentiert eine prägnante Metapher für die Notwendigkeit von Widerstand und Bearbeitung, um etwas Wertvolles zu schaffen. Die Kürze des Gedichts – nur vier Verse – verstärkt seine suggestive Kraft. Der erste Vers, „Getretner Quark / Wird breit, nicht stark“, etabliert das Ausgangsmaterial, den „Quark“, und zeigt seinen Zustand, wenn er ohne äußere Einwirkung behandelt wird. Er breitet sich aus, verliert aber seine Substanz und Festigkeit.

Der zweite Teil des Gedichts, die Verse drei und vier, stellt die Lösung dar: „Schlägst du ihn aber mit Gewalt / In feste Form, er nimmt Gestalt.“ Hier wird die Notwendigkeit von „Gewalt“ – also von Kraft, Anstrengung und gezieltem Handeln – verdeutlicht, um den Quark in eine „feste Form“ zu bringen. Diese Formgebung ist entscheidend, um eine Substanz zu schaffen, die widerstandsfähig und von Bestand ist. Die Verwendung des Wortes „Gewalt“ ist hier möglicherweise im übertragenen Sinne zu verstehen, als ein Synonym für intensive Bearbeitung oder Anstrengung.

Die abschließenden Verse, „Dergleichen Steine wirst du kennen, / Europäer Pisé sie nennen“, erweitern die Metapher. Goethe bezieht sich hier auf die Pisé-Bauweise, eine Technik, bei der gestampftes Erdreich zu stabilen Mauern verarbeitet wird. Die „Steine“, die so entstehen, sind ein konkretes Beispiel für die Anwendung des Prinzips, das im Gedicht formuliert wurde: Aus scheinbar unbrauchbarem Material kann durch gezielte Bearbeitung etwas Festes und Dauerhaftes entstehen.

Insgesamt bietet das Gedicht eine einfache, aber tiefgründige Botschaft über die Bedeutung von Anstrengung, Formgebung und Widerstandsfähigkeit. Es zeigt, dass ohne „Gewalt“, also ohne bewusste Anstrengung, Dinge ihren Wert verlieren. Die Metapher des Quarks, der zu Stein wird, lässt sich auf viele Lebensbereiche übertragen, von der Kunst und Wissenschaft bis hin zu persönlichen Projekten und zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Wahl der Pisé-Bauweise als Beispiel unterstreicht die praktische Anwendbarkeit des Prinzips und die Fähigkeit, aus einfachen Mitteln etwas Wertvolles zu schaffen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.