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Schillers Lob der Frauen

Von

Parodie

Ehret die Frauen! Sie stricken die Strümpfe,
Wollig und warm, zu durchwaten die Sümpfe,
Flicken zerrißene Pantalons aus;
Kochen dem Manne die kräftigen Suppen,
Putzen den Kindern die niedlichen Puppen,
Halten mit mäßigem Wochengeld Haus.

Doch der Mann, der tölpelhafte
Find’t am Zarten nicht Geschmack.
Zum gegohrnen Gerstensafte
Raucht er immerfort Taback;
Brummt, wie Bären an der Kette,
Knufft die Kinder spat und fruh;
Und dem Weibchen, nachts im Bette,
Kehrt er gleich den Rücken zu.

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Gedicht: Schillers Lob der Frauen von August Wilhelm Schlegel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lob der Frauen“ von August Wilhelm Schlegel ist eine satirische Parodie auf das traditionelle Frauenbild und kritisiert auf humorvolle Weise die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in der Gesellschaft. In der ersten Strophe wird die Frau in einer fast klischeehaften Weise beschrieben: Sie strickt, flickt, kocht und putzt, ihre Aufgaben sind ganz auf das Wohl des Mannes und der Kinder ausgerichtet. Diese Darstellung, die die Frau auf eine rein häusliche und unterstützende Rolle reduziert, wird in ihrer Übertreibung und Simplifizierung zur Parodie.

In der zweiten Strophe richtet Schlegel den Blick auf den Mann, dessen Verhalten in starkem Kontrast zur idealisierten Frauenrolle steht. Der „tölpelhafte“ Mann schätzt das „Zarte“ der Frau nicht, sondern zieht es vor, „Gerstensafte“ zu trinken und Tabak zu rauchen. Durch diese Darstellung wird das stereotype Bild des rauen, unempfindlichen Mannes gezeichnet, der sich kaum um die Bedürfnisse seiner Frau oder Kinder kümmert. Der Humor entsteht hier durch die Übertreibung der Unachtsamkeit und Rücksichtslosigkeit des Mannes.

Die abschließende Bildsprache verstärkt den satirischen Ton: Der Mann „brummt, wie Bären an der Kette“, was ihn als unangenehm und aggressiv erscheinen lässt, während die Interaktionen mit den Kindern und seiner Frau eher von Störungen als von Zuneigung geprägt sind. Besonders der abschließende Vers, dass der Mann nachts „gleich den Rücken“ zur Frau kehrt, ist eine spöttische Anspielung auf die mangelnde emotionale Nähe und das Fehlen von Zuneigung in der Ehe. Schlegel stellt hier nicht nur die patriarchalen Strukturen, sondern auch die eingefahrenen Erwartungen an die Rollen von Mann und Frau in Frage.

Durch die humorvolle, aber scharfsinnige Parodie zeigt Schlegel auf, wie absurd und einseitig die gesellschaftlichen Erwartungen an beide Geschlechter sind. Er verdeutlicht die Ungleichgewichte und fordert dazu auf, die traditionelle Sichtweise auf die Rollen von Männern und Frauen zu hinterfragen. In seiner Parodie liegt eine scharfe Kritik an den normierten und veralteten Geschlechterrollen der damaligen Zeit, die er durch die humorvolle Übertreibung der Charakterzüge des Mannes und der Frau entlarvt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.