Aufstieg
Über Felsen, windumflattert,
Klimm ich hoch hinan zum Freien.
Droben will ich mich entladen
Dieser Qual, im Sturme baden,
Neugeboren meine Seele weihen.
Berg, vor deinem Riesenantlitz
Kann ja Kleinmut nicht bestehen.
Sturm, im Brausen deiner Kraft,
Die den Forst zusammenrafft,
Muß mein Seufzer wie ein Staub verwehen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Aufstieg“ von Bruno Wille beschreibt in knappen, eindringlichen Versen den mühsamen Weg zu einer seelischen Reinigung und Erneuerung. Der Protagonist, der sich durch die „Felsen, windumflattert“ nach oben kämpft, sucht eine Erlösung von einer unbenannten „Qual“. Die Berglandschaft dient hier als Metapher für die Auseinandersetzung mit den eigenen inneren Dämonen und die Überwindung von Hindernissen. Der „Aufstieg“ ist somit nicht nur eine physische Anstrengung, sondern auch ein spiritueller Prozess.
Die Naturgewalten, der „Sturm“ und der „Berg“, spielen eine zentrale Rolle. Der Sturm, der „Brausen“ und „Kraft“ verkörpert, wird zum Medium der Reinigung. Im Sturm möchte sich der Protagonist „entladen“ und „baden“, um neugeboren zu werden. Der Berg mit seinem „Riesenantlitz“ symbolisiert eine überwältigende, vielleicht einschüchternde Macht, der sich der Mensch stellen muss, um seinen Kleinmut zu überwinden. Die Natur wird hier also nicht als bloße Kulisse, sondern als aktiver Teilnehmer am Reinigungsprozess dargestellt.
Die Sprache ist stark und direkt, mit einer klaren Bildsprache. Die Wörter „Qual“, „Sturm“ und „Neugeboren“ deuten auf eine tiefe innere Zerrissenheit und den Wunsch nach Befreiung hin. Der Gegensatz zwischen der Enge der „Felsen“ und der Weite des „Freien“ verstärkt den Kontrast zwischen der Qual und der erhofften Erlösung. Der Berg als Ort der Begegnung mit der eigenen Kleinheit und die anschließende Verwandlung durch den Sturm lassen eine tiefgreifende Veränderung der Seele erwarten.
Das Gedicht lässt sich als eine Suche nach innerem Frieden und Selbstverwirklichung verstehen. Die Anstrengung des Aufstiegs und die Konfrontation mit der Natur stellen den Weg dar, den der Mensch beschreiten muss, um sich von seinen negativen Gefühlen zu befreien und eine neue, gereinigte Seele zu erlangen. Die letzten Zeilen, in denen der Seufzer des Protagonisten wie Staub verwehen muss, unterstreichen die Hoffnung auf eine endgültige Befreiung und die Möglichkeit eines Neuanfangs.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.