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Auff den Tag Nicolai

Von

Avff! steckt die Lichter an! vmbgürttet eure Lenden
Das/ wenn der Herr kommt man alsbald auff thu
O selig! die er nicht auß fauler Ruh
Wird in die grausam Angst der stetten Marter senden/
Wol dem der embsig wacht/ der mit geschwinden Händen
Ihm wenn er klopfft: es sey denn oder nu/
Die Thür ent schleust. Er rufft ihm frölich zu
Du treuer Knecht ich wil dein langes Dienen enden!
Er wird zu seinem Tische setzen/
Er wird mit höchster Lust ergetzen;
Diesen/ der auff seine Zukunfft immerdar sich fertig machet/
Wir können nicht die Stund′ außsprechen;
Doch wird er vnversehns einbrechen:
Menschen ach seyd vnverdrossen/ euer Heil ligt hieran/ wachet!

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Gedicht: Auff den Tag Nicolai von Andreas Gryphius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auff den Tag Nicolai“ von Andreas Gryphius ist eine eindringliche Mahnung zur Wachsamkeit und zur Bereithaltung auf das unerwartete Kommen Gottes. Es ist in Form eines Sonetts verfasst, das durch seine Reimstruktur und den Wechsel von beschreibenden und appellativen Elementen eine starke Wirkung erzielt. Die ersten Verse beschwören eine Atmosphäre der Erwartung und Vorbereitung, indem sie zum Anzünden von Lichtern und zum Gürteln der Lenden auffordern, was symbolisch für geistige Wachsamkeit und Bereitschaft steht. Diese Aufforderung verdeutlicht die Dringlichkeit der Botschaft.

Das Gedicht entfaltet sich in zwei Teile, wobei der erste Teil die positiven Folgen des wachsamen Verhaltens hervorhebt und der zweite Teil die Notwendigkeit zur Wachsamkeit betont. Die ersten acht Verse beschreiben die Seligkeit derjenigen, die auf das Kommen des Herrn vorbereitet sind. Der Ausdruck „O selig!“ leitet eine Reihe von Bildern ein, die das Glück derer schildern, die nicht in „fauler Ruh“ gefangen sind. Die Metapher des „treuen Knechts“ wird verwendet, um das Idealbild des Gläubigen darzustellen, der fleißig arbeitet und bereit ist, die Tür für den Herrn zu öffnen, sobald er klopft. Dies deutet auf die Belohnung für treues Dienen und die Hoffnung auf Erlösung hin.

Im zweiten Teil des Sonetts wechselt der Fokus auf die drohende Ungewissheit des Zeitpunktes der Ankunft. Die Zeilen „Wir können nicht die Stund‘ außsprechen; / Doch wird er vnversehns einbrechen“ betonen die Unvorhersehbarkeit des göttlichen Eingreifens. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, ständig bereit zu sein, da das Kommen des Herrn jederzeit erfolgen kann. Der Appell „Menschen ach seyd vnverdrossen/ euer Heil ligt hieran/ wachet!“ dient als Kernbotschaft des Gedichts und erinnert die Leser an die Verantwortung, die sie für ihr eigenes Seelenheil tragen.

Gryphius verwendet eine klare, prägnante Sprache, die durch ihre Direktheit und die Verwendung von Ausrufezeichen die Dringlichkeit der Botschaft verstärkt. Die Bilder von Licht, Tür und Tisch sind zentrale Symbole, die für geistige Erleuchtung, Zugang zur Erlösung und Gemeinschaft mit Gott stehen. Durch die Betonung von Wachsamkeit und Vorbereitung schlägt das Gedicht einen Bogen von der irdischen Existenz zur transzendenten Hoffnung der Ewigkeit. Das Sonett mahnt somit zur ständigen Reflexion und zur Bereitschaft, um dem göttlichen Gericht standhalten zu können.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.