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Auf einen Taufzettel, bey Gevatterschaft einer Großmutter

Von

Hat Adams Sündenfall es gleich dahin gebracht,
Daß wir nun allesamt auf diesem Rund der Erden,
In Sünden erst gezeugt, hernach gebohren werden,
Wie solches Davids-Psalm uns längst bekannt gemacht;
Doch unsers Jesus Tod wäscht uns von Sünden rein,
Und läßt uns durch die Tauf davon gesaubert seyn.

Du aber zartes Kind! mein Enkel, ach! du bist
In Sünden ebenfals gezeuget und gebohren:
Und wo dich Gott nicht wäscht; so bleibest du verlohren.
Doch nein, dein Seelen-Freund, dein Heyland Jesus Christ,
Hat deine Seele lieb, drum ruft er dich zur Tauf,
Und nimt dich nun dadurch zum Kind der Gnaden auf.

O Freudenreicher Tag! o seelges Wasserbad!
Das Gottes Zorn-Glut löscht; er schreibet deinen Namen
Ins Buch des Lebens ein, und bringt dich zu den Saamen
Der heilgen Christenheit. O! merke doch die Gnad,
So dir die Majestät, der drey Personen zeigt,
Durch sie wird Sattans Trutz, der Höllen Macht gebeugt.

Du machst jetzt mit dem Herrn im Himmel einen Bund,
Du schwörst dem Teufel ab, und giebst dich Gott zu eigen:
Dieß Wort muß ich vor ihm und seiner Kirch bezeugen.
So denk mein Pathgen doch allzeit an diese Stund,
Und halte deinem Gott/ was du durch mich gesagt,
Damit dich nicht dereinst der Fluch des Meineids plagt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Auf einen Taufzettel, bey Gevatterschaft einer Großmutter von Sidonia Hedwig Zäunemann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auf einen Taufzettel, bey Gevatterschaft einer Großmutter“ von Sidonia Hedwig Zäunemann ist eine feierliche Betrachtung der christlichen Taufe aus der Perspektive einer Großmutter, die bei der Taufe ihres Enkels Pate steht. Es verbindet die Thematik der Erbsünde mit der erlösenden Kraft der Taufe und betont die Bedeutung der Glaubensgemeinschaft und des Gehorsams gegenüber Gott. Das Gedicht ist in drei Strophen gegliedert, die jeweils die unterschiedlichen Aspekte der Taufe beleuchten: die Erbsünde, die Reinigung durch Jesus und die Verpflichtung des Täuflings.

In der ersten Strophe thematisiert Zäunemann die Erbsünde, die durch Adams Sündenfall in die Welt kam. Sie verweist auf die allgemeine menschliche Verfallenheit in Sünde, die bereits im Mutterleib beginnt. Der zweite Teil der Strophe wendet sich jedoch dem erlösenden Aspekt des christlichen Glaubens zu: Durch den Tod Jesu Christi am Kreuz werden die Sünden der Menschheit gewaschen, und die Taufe wird als Mittel der Reinigung und Befreiung von der Sünde dargestellt. Die Großmutter unterstreicht damit die Notwendigkeit der Taufe für das neugeborene Kind.

Die zweite Strophe ist eine direkte Ansprache an das getaufte Kind. Die Großmutter drückt ihre Freude über den Tauftag aus und betont die Bedeutung des Taufwassers als „seeliges Wasserbad“, das den Zorn Gottes löscht. Sie beschreibt, wie das Kind durch die Taufe in das Buch des Lebens eingetragen und in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen wird. Es wird hervorgehoben, dass die Taufe eine Gnade ist, die durch die Dreifaltigkeit (die drei Personen Gottes) gewährt wird, und die Macht des Teufels bricht.

In der dritten Strophe wird der Bund, der durch die Taufe zwischen dem Kind und Gott geschlossen wird, betont. Das Kind entsagt dem Teufel und weiht sich Gott. Die Großmutter bezeugt diese Worte und fordert das Kind auf, sich stets an dieses Versprechen zu erinnern. Sie mahnt das Kind, Gott treu zu bleiben, um nicht unter den Fluch des Meineids zu fallen. Die letzte Strophe dient somit als Ermahnung an das Kind, ein frommes Leben zu führen und die durch die Taufe eingegangene Verpflichtung zu erfüllen. Das Gedicht ist ein Ausdruck des Glaubens, der Hoffnung und der mütterlichen Fürsorge.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.