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Auf ein Paket mit Briefen

Von

So jahrlang totgesagt, daß ich es hob
Wie eine Aschenurne, Und gefaßt
Daß nicht der Staub aus dem Verblichnen stob
Wollt ich sie tragen. Doch mich bog die Last:

Entschwundne Himmel brachen strahlend nieder
Versuchung lispelte wie einst die Schlange,
Verlorne Höllen kehrten lächelnd wieder
Und schmiegten sich vertraut um Stirn und Wange.

Und alle brannten wie das Leben brennt
Und waren feurig-blühend, nackt und rot,
Und sprachen chorweis; dies nun ist das End.
Wir leben, leben. Aber du bist tot.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Auf ein Paket mit Briefen von Maria Luise Weissmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auf ein Paket mit Briefen“ von Maria Luise Weissmann beschreibt die Erfahrung der Wiederentdeckung von Briefen aus der Vergangenheit und die daraus resultierende Konfrontation mit dem Leben und der Vergänglichkeit. Die Autorin beginnt mit einer Metapher, die das Paket mit einer „Aschenurne“ vergleicht, was auf das Gefühl des Verlustes und der Erinnerung an vergangene Zeiten hindeutet. Sie erwartet, dass die Inhalte des Pakets, wie Asche, zerbrechlich und flüchtig sind, aber die schiere Schwere der Erinnerungen überwältigt sie.

Der zweite Teil des Gedichts wird durch die Verwendung von Bildern von „entschwundnen Himmeln“ und „verlorenen Höllen“ geprägt. Diese Gegensätze symbolisieren die Extreme der Emotionen und Erfahrungen, die in den Briefen enthalten sind. Die „Versuchung“ wird wie die Schlange aus dem Paradies dargestellt, was darauf hindeutet, dass die Vergangenheit, obwohl verlockend, auch Gefahren birgt. Die Rückkehr der „Höllen“ und „Himmel“ deutet auf die Intensität der Gefühle hin, die durch die Briefe erneut entfacht werden, und lässt die Autorin die Komplexität des Lebens spüren.

Im dritten Teil erreicht das Gedicht seinen Höhepunkt, indem es die Lebendigkeit und Intensität der Vergangenheit mit der gegenwärtigen „Toten“-Realität der Autorin konfrontiert. Die Zeile „Und alle brannten wie das Leben brennt“ zeigt die Leidenschaft und das Feuer, das einst in den Briefen und den darin enthaltenen Erfahrungen vorhanden war. Das „chorweise“ Sprechen der Briefe, die nun als lebendig dargestellt werden, unterstreicht die Macht der Erinnerung und die Distanz zur eigenen Gegenwart, die als Tod empfunden wird.

Das Gedicht thematisiert also die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart. Es verdeutlicht, wie Erinnerungen, festgehalten in Briefen, die Macht haben, sowohl Freude als auch Schmerz zu entfachen und die Vergänglichkeit des Lebens zu betonen. Die Autorin wird mit der Lebendigkeit der Vergangenheit konfrontiert, während sie sich selbst als außerhalb dieses pulsierenden Lebens stehend wahrnimmt, was die emotionale Tiefe des Gedichts unterstreicht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.