Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , ,

Auf der Feldwacht

Von

Mein Gewehr im Arme steh ich
Hier verloren auf der Wacht,
Still nach jener Gegend seh ich,
Hab so oft dahin gedacht!

Fernher Abendglocken klingen
Durch die schöne Einsamkeit;
So, wenn wir zusammen gingen,
Hört ichs oft in alter Zeit.

Wolken da wie Türme prangen,
Als säh ich im Duft mein Wien,
Und die Donau hell ergangen
Zwischen Burgen durch das Grün.

Doch wie fern sind Strom und Türme!
Wer da wohnt, denkt mein noch kaum,
Herbstlich rauschen schon die Stürme,
Und ich stehe wie im Traum.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Auf der Feldwacht von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auf der Feldwacht“ von Joseph von Eichendorff zeichnet ein Bild der Sehnsucht und Entfremdung, das in der Einsamkeit eines Soldaten zum Ausdruck kommt. Der Sprecher, ein Soldat auf Feldwacht, steht verlassen da und blickt in die Ferne, wobei er den Wunsch nach einer besseren, vergangenen Zeit artikuliert. Die Stille und die abendliche Atmosphäre verstärken die innere Leere und das Gefühl der Verlorenheit, welches den Kern des Gedichts bildet. Die äußere Umgebung, die Wacht, wird zum Spiegelbild der inneren Verfassung des Soldaten, der von Heimweh und Erinnerungen an bessere Tage gequält wird.

Die Erinnerungen an die Vergangenheit werden durch die klaren Bilder der Natur und der Stadt wachgerufen. Die Abendglocken, die in der Ferne klingen, wecken Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit. Die Beschreibungen von Wolken, die wie Türme aussehen, und der Donau, die sich durch das grüne Land schlängelt, lassen den Leser die Sehnsucht des Soldaten nach Wien, seiner Heimat, spüren. Diese lebendigen Bilder kontrastieren scharf mit der gegenwärtigen Situation des Soldaten, der in der Stille der Feldwacht gefangen ist. Durch die Verwendung solcher bildhaften Beschreibungen gelingt es Eichendorff, eine tiefgründige Atmosphäre der Melancholie zu erzeugen.

Das Gedicht erreicht seinen Höhepunkt in der Erkenntnis der Distanz und der Vergänglichkeit. Die Frage „Wer da wohnt, denkt mein noch kaum“ verdeutlicht das Gefühl der Isolation und des Vergessens. Die Metapher der herbstlichen Stürme, die bereits rauschen, symbolisiert den Wandel der Jahreszeiten und die Vergänglichkeit des Lebens, die mit der emotionalen Kälte der gegenwärtigen Situation des Soldaten korrespondiert. Der letzte Vers, „Und ich stehe wie im Traum“, unterstreicht die Entfremdung des Soldaten von seiner Umgebung und von der Realität. Er scheint in einer Welt der Erinnerungen und Sehnsüchte gefangen zu sein.

Eichendorff nutzt in diesem Gedicht eine einfache, doch eindringliche Sprache, um die Gefühlswelt des Soldaten zu erfassen. Die Reimstruktur und der ruhige Rhythmus unterstützen die melancholische Stimmung. Die Verwendung von Naturmetaphern und konkreten Bildern verstärkt die emotionale Wirkung des Gedichts und macht es zu einem Ausdruck des Heimwehs, der Verlorenheit und der Vergänglichkeit. Das Gedicht ist ein berührendes Zeugnis der menschlichen Sehnsucht nach Geborgenheit und Zugehörigkeit, das über die konkrete Situation des Soldaten hinaus Gültigkeit besitzt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.