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April

Von

Laut flötet der Wind durch den Haselnußstrauch,
Schneeflocken durchwirbeln den Hain,
Bald Hagel, bald Regen und eisiger Hauch,
Bald lachendster Lenzsonnenschein.
Ich weiß ja, daß kurz dieser Sonnenblick dauert,
Daß Hagel und Regen und Schneefall schon lauert
Und Nordwinds erstarrendes Wehn,
Und dennoch mich freudige Hoffnung durchschauert,
Es ist ja so schön, ja so frühlingshaft schön.

Erfrieren auch die Veilchen, die gestern erblüht,
Verstummt auch der Fink in dem Wald –
So lieb ich, April dich, in meinem Gemüt
Ist′s auch heute warm, morgen kalt.
Auch dich hatt′ ich lieb, die so oft mich belogen,
So oft mich mit Lachen und Weinen betrogen,
Dich Mädel, trotz Falschheit und Lug,
Ja, Zauberkraft war′s, die zu dir mich gezogen,
Ja Trug, doch berauschender, seliger Trug.

Schon lange ist′s her, schon manch langes Jahr,
Hab′ immer gern deiner gedacht,
Du rosige Wange, du goldhelles Haar,
Du Auge, voll tiefblauer Pracht,
Ihr Lippen, wie konntet ihr lachen und schmollen,
Ihr Augen, wie konntet ihr strahlen und grollen,
Bald Höllenpein spenden und bald Paradies,
Was half mir mein besseres Wissen und Wollen,
Ja Lüge und Trug war′s, doch süß, ach so süß.

Ich weine den Blumen des Herzens nicht nach,
Schon morgen erblüht neues Glück,
Und wenn auch der Nordwind die Lenzblüten brach,
Ein Jahr und sie kehren zurück.
Ja Hagel und Regen und Sonne und Schneien,
Und Wechsel von Trauer, von Lust und Bereuen,
Bald jauchzend, bald düster und still,
Die Lust nicht verachten, die Schmerzen nicht scheuen,
Ich lieb euch, falsch Mädchen und falscher April.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: April von Hermann Löns

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „April“ von Hermann Löns ist eine melancholische Betrachtung über die Natur des Frühlings und des menschlichen Herzens, wobei beide mit ihren ständigen Wechseln und Überraschungen verglichen werden. Der Dichter nutzt das Bild des Aprils, der sich durch unstetes Wetter, von Sonnenschein bis zu Schneefall und Hagel auszeichnet, als Metapher für die Unbeständigkeit der Liebe und des Lebens.

Im ersten Teil des Gedichts beschreibt Löns die widersprüchlichen Wetterbedingungen des Aprils. Der Wind, die Schneeflocken, Hagel, Regen und Sonnenschein wechseln sich ab, was die unvorhersehbarkeit und kurzlebige Natur des Frühlings verdeutlicht. Trotz des Wissens um diese Unbeständigkeit empfindet der Dichter eine „freudige Hoffnung“, da er die Schönheit des Frühlings und seiner wechselhaften Natur genießt. Er verbindet die Naturbeschreibung mit der Erkenntnis, dass diese Schönheit vergänglich ist, und erweckt so ein Gefühl der Sehnsucht und Akzeptanz.

Der zweite und dritte Teil des Gedichts erweitern die Metapher auf die Liebe. Der Dichter vergleicht die Liebe, insbesondere die zu einer Frau, mit dem unberechenbaren Aprilwetter. Trotz der Täuschung, des Betrugs und der „Falschheit“ empfindet er noch immer Liebe und Faszination. Die Erinnerung an die Geliebte ist durchzogen von Nostalgie und einem bittersüßen Gefühl. Er erinnert sich an ihre „rosige Wange“, das „goldhelles Haar“ und die „tiefblaue Pracht“ ihrer Augen, aber auch an ihr wechselhaftes Verhalten, das ihn „betrog“.

Im letzten Teil zieht Löns eine Bilanz. Er akzeptiert die Vergänglichkeit des Glücks und des Leids, des Frühlings und der Liebe. Er weint den „Blumen des Herzens“ nicht nach, da er weiß, dass neues Glück entstehen wird. Die Zeilen „Ich lieb euch, falsch Mädchen und falscher April“ zeigen eine Akzeptanz der Unbeständigkeit und Widersprüchlichkeit in der Natur und im menschlichen Leben. Die Liebe zum Frühling und zur Frau, mit all ihren Höhen und Tiefen, wird als Ganzes betrachtet, ohne sie zu verurteilen. Das Gedicht ist somit ein Loblied auf die Schönheit der Unvollkommenheit und die Akzeptanz der Unbeständigkeit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.