Freund, du bist es auch nicht, den nackt zu erschauen mich jückte,
Ziehe mir nur dem Apoll Hosen, ersuch ich, nicht an.
Antwort
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Antwort“ von Heinrich von Kleist ist eine knappe, prägnante Reaktion, die sich in einem einzigen, aus zwei Versen bestehenden Satz entfaltet. Es drückt eine entschiedene Ablehnung aus, die auf einem Verständnis von Ästhetik und Intimität basiert. Die direkte Anrede „Freund“ impliziert eine Vertrautheit, die durch die nachfolgenden Worte jedoch sofort in Frage gestellt wird.
Kleist wendet sich gegen die bloße Zurschaustellung. Die Zeile „Freund, du bist es auch nicht, den nackt zu erschauen mich jückte“ deutet auf ein Begehren nach Ehrlichkeit und Unmittelbarkeit, das sich aber nicht in voyeuristischer Weise erfüllt. Das „mich jückte“ (mich reizte), ist ein starkes Wort, das sowohl ein körperliches Verlangen als auch ein tiefes Interesse an der Natur des Subjekts andeutet. Die Ablehnung des Freundes deutet darauf hin, dass dieser nicht die richtige Person ist, um die Erwartungen des Sprechers zu erfüllen. Die Erwartungen könnten eine intime, ehrliche Verbindung oder ein tieferes Verständnis beinhalten, das durch die nackte Form des Freundes nicht gefunden werden kann.
Der zweite Vers, „Ziehe mir nur dem Apoll Hosen, ersuch ich, nicht an“, verstärkt diese Ablehnung und liefert eine ästhetische Dimension. Die Bitte, Apoll, der griechischen Gottheit der Schönheit und Kunst, „Hosen anzuziehen“, ist eine Metapher für die Verhüllung der bloßen Realität. Es ist ein Appell für die Transformation und die ideale Darstellung, die über die rohe Nacktheit hinausgeht. Der Dichter wünscht sich nicht die rohe Realität, sondern die idealisierte Darstellung – ein Ausdruck von Kleists Sinn für das Ideal und die Schönheit, die er in der Kunst suchte.
Das Gedicht reflektiert somit Kleists Vorstellung von der Kunst und der Beziehung zwischen dem Betrachter und dem Objekt der Begierde. Es ist eine Absage an die bloße körperliche Präsenz und ein Bekenntnis zu einer Sehnsucht nach ästhetischer Vollendung und geistiger Erhebung. Die Kürze des Gedichts unterstreicht seine Schärfe und Direktheit, die typisch für Kleists Stil ist. Es ist ein eindringliches Statement über die Bedeutung von Distanz, Schönheit und der Suche nach dem Ideal, die in der Kunst und im zwischenmenschlichen Bereich gleichermaßen Gültigkeit besitzt.
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