Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , , , , , , ,

Andenken der Kindheit

Von

Auf der Kindheit längst vergangnen Tagen
Weilet oft mein still umwölkter Sinn,
Und aus meinem Herzen brechen Klagen,
Dass ich nun nicht mehr so glücklich bin!

Angestrahlt vom Morgenroth des Lebens,
Lachte mir der Frühling überall!
Keine Blume blühte mir vergebens –
Melodie war mir der Wasserfall.

Unbekannt mit schmerzlichen Gefühlen,
Rauschte harmlos, wonnevoll und frei
An der Seite lustiger Gespielen
Mir vorüber meiner Kindheit Mai.

Aber dauernd prägten sich die Bilder
Seiner reinen Freuden mir in′s Herz,
Und des Lebens Dunkel wird mir milder,
Denk′ ich ihrer mit der Sehnsucht Schmerz.

Darum kehr′ ich gern in deine Fluren
Stilles Dörfchen, aus dem Lärm der Welt,
Denn in dir begegnen mir die Spuren
Jener Zeit, die noch kein Gram entstellt.

Lächelnd grüsst mich jedes Plätzchen wieder,
Wo ich mich im heitern Spiel verlohr,
Und noch tönt, süss wie Sirenenlieder,
Klarer Bach, dein Flüstern meinem Ohr.

Goldne Zeiten, wo ich, gleich der Biene,
Honig in dem kleinsten Blümchen fand!
Wo die kindlich ungetrübte Miene
Noch der Flor der Wehmuth nicht umwand.

Goldne Zeiten – euerm Angedenken
Werd′ ich oft in stiller Einsamkeit
Augenblicke der Erinn′rung schenken,
Thränen – euerm frühen Glück geweiht.

Möchte einst der Abend meiner Tage
Mild und freundlich wie der Morgen seyn,
O dann trüg ich mit verstummter Klage
Jetzt des Mittags schwülen Sonnenschein.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Andenken der Kindheit von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Andenken der Kindheit“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine melancholische Reflexion über die verlorene Unschuld und die Sehnsucht nach den glücklichen Tagen der Kindheit. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, ein Versuch, die ungetrübten Freuden der Kindheit wiederzuerleben und Trost in der Erinnerung zu finden. Die Autorin kontrastiert die sorgenfreie Kindheit mit den schmerzlichen Erfahrungen des Erwachsenenlebens und drückt damit ein tiefes Gefühl der Wehmut aus.

In den ersten beiden Strophen wird die Kindheit als eine Zeit des Glücks und der ungetrübten Freude dargestellt. Das „Morgenroth des Lebens“ und der „Frühling überall“ symbolisieren die Unbeschwertheit und das ungetrübte Glück, das die Autorin in ihrer Kindheit erfuhr. Die Natur wird als Quelle der Freude und Inspiration wahrgenommen, wie der „Wasserfall“ der „Melodie“ wird. Es gab keine schmerzlichen Gefühle, sondern ein sorgenfreies Dahingleiten durch das Leben, im Kreise von Freunden. Die Bilder sind idyllisch und strahlen eine gewisse Leichtigkeit aus.

Die Mitte des Gedichts (Strophen 4-6) zeigt die bleibende Wirkung der Kindheit auf die Autorin im Erwachsenenalter. Die Erinnerungen an diese Zeit prägen sich tief ins Herz ein und mildern die Dunkelheit des Lebens. Die Autorin sehnt sich nach den „Fluren“ des Dorfes, wo sie ihre Kindheit verbrachte, und sucht dort die Spuren jener unbeschwerten Zeit. Die vertrauten Orte und Klänge, wie das „Flüstern“ des Baches, wecken Erinnerungen und lassen die Vergangenheit lebendig werden. Diese Erinnerungen sind jedoch auch mit Schmerz verbunden, da die Autorin weiß, dass sie diese Zeit nicht mehr zurückgewinnen kann.

Die letzten Strophen des Gedichts (7-8) verstärken die Sehnsucht nach der Kindheit und die Trauer über ihren Verlust. Die Kindheit wird als „goldene Zeit“ bezeichnet, in der die Autorin „Honig“ in jedem kleinen Blümchen fand. Es ist eine Zeit der ungetrübten Freude und Unschuld, in der noch kein „Flor der Wehmut“ die Miene umwand. Das letzte Bild, in dem die Autorin „Thränen“ den „goldenen Zeiten“ widmet, unterstreicht die Melancholie und das tiefe Gefühl des Verlustes.

Das Gedicht endet mit einem Wunsch nach einem milden und freundlichen Lebensabend, der dem „Morgen“ der Kindheit entsprechen soll. Die Autorin hofft, dass sie am Ende ihres Lebens mit derselben Leichtigkeit und Unbeschwertheit auf ihr Leben zurückblicken kann, wie sie es in ihrer Kindheit tat. Dies ist ein tiefer Wunsch nach Versöhnung mit dem Leben und eine Anerkennung der bleibenden Bedeutung der Kindheit für die menschliche Seele.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.