An unsern Iffland
Singt, Barden! singt Ihm Lieder,
Ihm, der sich treu bewährt;
Dem Künstler, der heut wieder
In eure Mitte kehrt.
In fremden Landen glänzen,
Ist Ihm kein wahres Glück:
Berlin soll Ihn umkränzen,
Drum kehret Er zurück.
Wie oft saht ihr Ihn reisen,
Mit furchterfüllter Brust.
Ach! seufzten Volk und Weisen:
Nie kehret unsre Lust!
Nein Freunde, nein! und schiede
Er mehrmal auch im Jahr,
Daß Er euch gänzlich miede,
Wird nie und nimmer wahr.
In Sturm nicht, nicht in Wettern
Kann dieses Band vergehn;
Stets auf geweihten Brettern
Wird Er, ein Heros, stehn;
Wird dort als Fürst regieren
Mit kunstgeübter Hand,
Und unsre Bühne zieren
Und unser Vaterland!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An unsern Iffland“ von Heinrich von Kleist ist eine Huldigung an den Schauspieler August Wilhelm Iffland, eine zentrale Figur des deutschen Theaters seiner Zeit. Es feiert Ifflands Rückkehr nach Berlin und zelebriert seine Bedeutung für das kulturelle Leben der Stadt und des Landes. Kleists Worte sind dabei von tiefer Verehrung und Dankbarkeit getragen, was sich in der feierlichen Sprache und den überhöhten Bildern widerspiegelt.
Die ersten beiden Strophen heben Ifflands beständige Treue und seine tiefe Verbundenheit mit Berlin hervor. Die Anrufung der „Barden“ (Dichter, Sänger) dient als Auftakt für ein Loblied, das Ifflands Verdienste würdigt. Die Zeilen deuten auf seine weitverbreitete Anerkennung im Ausland, betonen jedoch, dass sein wahres Glück in Berlin, seiner Heimat, liegt. Die wiederholte Erwähnung seiner Rückkehr verdeutlicht die Freude und Erleichterung des Publikums über seine Anwesenheit. Die dritte Strophe greift die Sorge um Ifflands Abwesenheit auf, wobei die Frage nach seinem Verbleib, der durch sein Wirken einen Verlust bedeutet, in den Raum gestellt wird.
In den letzten beiden Strophen wird Iffland mit einem Helden verglichen, der durch seine Kunst und sein Wirken Unsterblichkeit erlangt. Kleist beschreibt ihn als einen „Fürst“ auf der Bühne, der mit „kunstgeübter Hand“ regiert. Diese Metapher unterstreicht Ifflands Autorität und sein Können als Künstler. Die Aussage, dass er die Bühne ziert und das Vaterland verschönert, hebt die Bedeutung von Theater und Kunst für die Identität und den Stolz der Nation hervor. Das Gedicht ist somit nicht nur eine persönliche Ehrung, sondern auch ein Bekenntnis zur Bedeutung der Kunst für die Gesellschaft.
Die Sprache des Gedichts ist gehoben und pathetisch, dem Anlass entsprechend. Die Reimstruktur (ABAB CDCD) und der regelmäßige Rhythmus tragen zur feierlichen Atmosphäre bei. Kleists Gebrauch von Begriffen wie „Barden“, „Heros“ und „Fürst“ unterstreicht die erhabene Natur des Themas und verleiht dem Gedicht eine klassische, würdige Note. Die zentrale Botschaft ist die unerschütterliche Bindung zwischen dem Künstler Iffland und seinem Publikum sowie die Wertschätzung der Kunst als wesentlicher Bestandteil des kulturellen Erbes.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.