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An Mauern hin

Von

Es geht ein alter Weg entlang
An wilden Gärten und einsamen Mauern.
Tausendjährige Eiben schauern
Im steigenden fallenden Windgesang.

Die Falter tanzen, als stürben sie bald,
Mein Blick trinkt weinend die Schatten und Lichter.
Ferne schweben Frauengesichter
Geisterhaft ins Blau gemalt.

Ein Lächeln zittert im Sonnenschein,
Indes ich langsam weiterschreite;
Unendliche Liebe gibt das Geleite.
Leise ergrünt das harte Gestein.

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Gedicht: An Mauern hin von Georg Trakl

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Mauern hin“ von Georg Trakl beschreibt eine melancholische Wanderung entlang eines Weges, vorbei an verlassenen Orten und von einer Atmosphäre der Vergänglichkeit und Sehnsucht geprägt. Der Text erzeugt durch seine bildhafte Sprache und die Verwendung von Symbolen wie Mauern, Gärten, Schatten und Licht eine beklemmende Stimmung, die den Leser in die innere Welt des lyrischen Ichs versetzt.

Die ersten vier Verse etablieren die Szenerie. Der „alte Weg“ und die „einsamen Mauern“ deuten auf eine vergangene Zeit und eine Isolation hin. Die „wilden Gärten“ und die „tausendjährigen Eiben“ verleihen der Szene eine gewisse Wildheit und Altertümlichkeit, wobei die schauenden Eiben im „steigenden fallenden Windgesang“ die Vergänglichkeit und den Kreislauf des Lebens symbolisieren. Die Metapher des „Windgesangs“ erzeugt eine akustische Ebene und verstärkt die Eindrücke des einsamen Weges.

In den folgenden Strophen verschiebt sich der Fokus auf die Wahrnehmung des lyrischen Ichs. Die „Falter“, die tanzen „als stürben sie bald“, deuten auf eine Todessehnsucht oder zumindest auf die kurzlebige Natur des Lebens hin. Der Ausdruck „Mein Blick trinkt weinend die Schatten und Lichter“ offenbart die Melancholie und die tiefe emotionale Beteiligung des Sprechers. Die „ferne[n]“ „Frauengesichter“ sind „geisterhaft ins Blau gemalt“ und wecken Bilder von unerreichbarer Schönheit, Trauer und ungestillter Sehnsucht. Dies verstärkt das Gefühl der Entfremdung und der Einsamkeit.

Die abschließenden Verse bringen einen Hauch von Hoffnung oder Trost in das Gedicht. Ein „Lächeln zittert im Sonnenschein“, was ein Moment der Freude oder Akzeptanz andeutet. Die „unendliche Liebe“, die „Geleite“ gibt, könnte auf eine übergeordnete spirituelle Kraft oder eine transzendentale Erfahrung verweisen, die dem lyrischen Ich Halt gibt. Das „leise Ergrünen“ des „harten Gesteins“ symbolisiert schließlich eine Verwandlung, eine mögliche Überwindung der Härte und des Schmerzes durch die Kraft der Liebe und der Natur. Das Gedicht endet mit einer Synthese aus Melancholie und Hoffnung, die Trakls charakteristische Thematik widerspiegelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.